Jena (UKJ/kbo). Wenn man Daniel Grienberger mit seiner Knieorthese den Gang entlanglaufen sieht, könnte man meinen, der 28-Jährige habe eine Sportverletzung, vielleicht einen Meniskusriss. Was junge Menschen eben so plagt. In Wirklichkeit aber hatte der junge Mann ein Osteosarkom, einen bösartigen Knochentumor, der vom Kniegelenk bis zum Oberschenkel wütete. Im SarkomCentrum am Universitätsklinikum Jena (UKJ) haben ihn seine behandelnden Ärzte aus der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie nicht nur von seinem Tumor befreit. In einer komplexen Operation haben sie mit Präzisionsarbeit und sorgfältiger Planung sowohl Daniel Grienbergers Bein als auch dessen Funktionsfähigkeit erhalten können. Dafür braucht es viel Know-how. Dabei sind Sarkome, also Knochen- und Weichteilkrebs, selten. Umso wichtiger ist es, in einem spezialisierten Zentrum behandelt zu werden. Das SarkomCentrum am UKJ ist eines von nur wenigen bundesweiten Zentren und das einzige in Thüringen.
Seltene Erkrankung: Warnzeichen schmerzlose Schwellung
„Knochensarkome treten bei Jugendlichen bis jungen Erwachsenen und dann erst wieder im hohen Alter auf“, erklärt Dr. Wolfram Weschenfelder, der zusammen mit seinem Kollegen Dr. Christian Spiegel das SarkomCentrum am UKJ leitet. Bei Daniel Grienberger fing die Erkrankung ganz typisch an. „Ich hatte eine Schwellung an meinem rechten Knie und mir erst nichts dabei gedacht. Es tat nicht weh und ich habe mir das Ganze mit einer falschen Bewegung beim Sport zusammengereimt“, berichtet der junge Mann aus Apolda. Allerdings ging die Schwellung nicht zurück, sondern wuchs deutlich sichtbar weiter, sodass er sich entschied, zum Arzt zu gehen. Nach einem ersten MRT schickten ihn die Ärzte in Apolda schnell nach Jena, wo Weschenfelder und Spiegel nach weiteren Untersuchungen und einer Gewebeprobe die Diagnose stellten: Osteosarkom. „Bei Daniel Grienbergers spezifischer Krebsform sind Metastasen zum Glück selten“, weiß Christian Spiegel. „Dafür war der Tumor schon stark gewachsen und ins Kniegelenk eingebrochen, was die Operation umso komplizierter machte.“
Komplexer Eingriff mit Erfolg
Das erfahrene Chirurgen-Team legte sich einen Plan zurecht, um den Tumor sauber und sicher zu entfernen und eine passende Prothese einzusetzen. „Wir überlegen uns dabei jeden Schritt genau, welcher Muskel und welches Gefäß wann und wie entfernt wird“, beschreibt es Wolfram Weschenfelder. Sechs Stunden dauerte die Operation, in der die Chirurgen Daniel Grienberger ein riesiges Stück Bein entfernt haben – das gesamte Kniegelenk und Teile des Oberschenkelknochens. Ersetzt haben sie diese mit einer Megaprothese, die es ihrem jungen Patienten ermöglicht, sein Knie weiterhin bewegen zu können. Das Außergewöhnliche: Außer einer langen Narbe am Bein ist von dem Eingriff und der Prothese nichts zu sehen, das Bein blieb erhalten. „Unser Patient wird zwar keinen Leistungssport betreiben können, aber sein Knie nach einer intensiven Rehabilitation beugen und strecken können“, sagt Wolfram Weschenfelder. Und, das ist nach einer Krebsdiagnose die wohl wichtigste Nachricht: Daniel Grienberger ist krebsfrei, seine Chancen auf Heilung stehen sehr gut. „Ich habe mich von Anfang an in guten Händen gefühlt. Die Krebsdiagnose war ein Schock. Aber Dr. Spiegel hat mir gesagt, wir seien jetzt ein Team und schaffen das. Das hat mir unglaublich geholfen und die Angst genommen“, erinnert er sich dankbar zurück.
Für Daniel Grienberger stehen nun weitere Monate der Rehabilitation an, außerdem muss er zur regelmäßigen Kontrolle ans UKJ kommen. Als Botschaft möchte er anderen jungen Menschen mitgeben, lieber einmal zu viel als einmal zu wenig zum Arzt zu gehen. „Auch, wenn man bei einer schmerzlosen Schwellung am Knie nicht als allererstes an Krebs denken sollte, ist es immer ratsam, solche Veränderungen am Körper ärztlich abklären zu lassen“, rät Christian Spiegel. Und wenn es dann doch wie bei Daniel Grienberger ein Osteosarkom ist, bietet das SarkomCentrum am UKJ Hilfe.