05.11.2014
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen - Abheilende Darmschleimhaut im Fokus
UKJ-Nachwuchswissenschaftlerin Tatiana Tolstik erhält Forschungsstipendium
Jena (UKJ/vdG) Mit ihrem Projektvorschlag, den Heilungserfolg einer Antikörpertherapie bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen mit Hilfe der Raman-Spektroskopie zu überwachen, gewann die Biologin Tatiana Tolstik den Hermann-Strauß-Forschungspreis der Deutschen Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung e.V. Das mit 25.000 Euro dotierte Stipendium ermöglicht der Nachwuchswissenschaftlerin der Klinik für Innere Medizin IV des Universitätsklinikums Jena eine Therapiekontrollstudie zur weiteren Individualisierung der Behandlung.
Mehr als 350.000 Menschen in Deutschland leiden unter einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, die sich in Schüben durch starke Bauchschmerzen, Durchfälle und eine starke Gewichtsabnahme äußert und sich auch negativ auf andere Organe und die psychische Verfassung auswirkt. Ursachen und Auslöser sind vielfältig und wenig verstanden, so dass sich die Therapie auf die Behandlung der Symptome konzentriert.
Relativ neu ist die bei schweren Verläufen angewandte Therapie mit Antikörpern, die hemmend auf das gestörte Immunsystem wirken und so die Entzündungsreaktion eindämmen. „Die anti-TNF-α-Antikörpertherapie lässt entzündliche Veränderungen in der Darmschleimhaut abheilen“, erklärt Prof. Dr. Andreas Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin IV am Universitätsklinikum Jena. „Langfristig sprechen aber nur 15 bis 30 Prozent der Patienten darauf an. Diese gilt es frühzeitig zu identifizieren.“
Genau das ist das Ziel des Projektes von Tatiana Tolstik. Die Biologin, die in der KIM IV und am Leibniz-Institut für Photonische Technologien IPHT in Jena arbeitet, wird dazu Gewebeproben von Colitis ulcerosa-Patienten unter der Antikörperbehandlung mit Hilfe der Raman-Spektroskopie untersuchen. „Das medizinphotonische Verfahren erlaubt die Erfassung eines Molekülmusters der Darmschleimhaut, einer Art molekularen Fingerabdruckes. Dieses Muster gleichen wir mit dem Krankheitsverlauf ab“, beschreibt Tatiana Tolstik das Vorgehen.
Die Rückbildung der Entzündungsaktivität in der Darmschleimhaut gilt als guter Marker für das Anschlagen der Behandlung, beruht bislang aber im Wesentlichen auf der subjektiven Einschätzung des Untersuchers. Mit der Erfassung einer „molekularen Heilung“ wollen die Jenaer Wissenschaftler das langfristige Ansprechen auf die Antikörpertherapie frühzeitiger und verlässlicher vorhersagen. „Dadurch können Nebenwirkungen und Übertherapien vermieden werden“, so Tolstik.
Die Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung e.V. hat den Hermann-Strauß-Forschungspreis in diesem Jahr erstmals vergeben. Er erinnert an den Berliner Arzt Dr. Hermann Strauß (1868 - 1944), der ein führender und weltweit angesehener Internist und Wissenschaftler an der Charité und im Jüdischen Krankenhaus Berlin war. Das Preisgeld von 25.000 Euro wird von der Firma AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG gestiftet.
Ansprechpartner:
Tatiana Tolstik,
Prof. Dr. Andreas Stallmach,
Tel.: 03641- 9 32 42 21, Klinik für Innere Medizin IV, Universitätsklinikum Jena