25.10.2012
Medizin-Premiere in Thüringen: Eierstockgewebe nach Krebserkrankung erfolgreich retransplantiert
Minimal-invasiver Eingriff in der Frauenklinik des UKJ erfolgreich / Moderne Kryokonservierung hilft bei der Erfüllung des Kinderwunsches
Jena (ukj/dre). Am Universitätsklinikum Jena (UKJ) wurde erstmals bei einer Frau zuvor entnommenes Eierstockgewebe erfolgreich retransplantiert. Durch den Eingriff konnten die Gynäkologen und Reproduktionsmediziner der Frauenklinik des UKJ einen wichtigen Schritt zur Erfüllung des Kinderwunschs der Patientin nach ihrer Krebserkrankung leisten. Prof. Dr. Ingo B. Runnebaum, Direktor der UKJ-Frauenklinik: „Es war nach unserer Kenntnis der erste Eingriff dieser Art in Thüringen. Wir hoffen sehr, dass der Kinderwunsch der Frau und ihres Mannes mit dieser Methode erfüllt werden kann. Der Eingriff ist erfolgreich verlaufen, das Gewebe scheint funktionsfähig.“ Bundesweit besteht die Möglichkeit zur Retransplantation von Eierstockgewebe nur an wenigen medizinischen Zentren.
Im Jahr 2009 wurde der heute 40-jährigen Frau das Gewebe an der Universitätsklinik in Jena entnommen, nachdem bei ihr Eierstockkrebs diagnostiziert wurde. „Ich hatte von meiner Frauenärztin in Sachsen davon erfahren, dass es diese Möglichkeit überhaupt gibt. Daher stand für mich direkt fest, dass ich dieses Verfahren in Jena nutzen möchte, um nach meiner Krebsbehandlung eigene Kinder bekommen zu können“, so die in der Nähe von Dresden lebende Frau. Nach der erfolgreichen Chemotherapie und weiteren operativen Eingriffen wurde ihr im September nun das vor drei Jahren entnommene Gewebe wieder eingesetzt. Das Gewebe wurde seinerzeit direkt nach der Entnahme per Bauchspiegelung schonend eingefroren und bei minus 196 Grad Celsius eingelagert. „Die Kryokonservierung von Gewebe ist extrem anspruchsvoll. Denn natürlich darf es keinen Schaden nehmen und es darf nicht altern, damit die Funktionsfähigkeit voll erhalten bleibt“, erklärt Dr. Ines Hoppe, Reproduktionsbiologin an der UKJ-Frauenklinik.
Das Einsetzen des Gewebes dauerte rund 45 Minuten. Das reproduktionsmedizinische Team der Frauenklinik um Prof. Dr. Jürgen Weiss und Dr. Ines Hoppe war dabei entscheidend beteiligt. Prof. Runnebaum: „Wir konnten das Gewebe direkt in die Nähe des Eierstocks einsetzen. Entscheidend sind nun die weitere Neubildung der Blutgefäße um das transplantierte Gewebe und dessen Hormonbildung. Dafür stehen die Zeichen sehr gut. Leider ist diese hoffnungsvolle Möglichkeit, um Frauen nach einer Krebserkrankung den Kinderwunsch zu ermöglichen, bislang noch weitgehend unbekannt. Früher bedeutete die Entfernung eines Eierstocks und eine nachfolgende Chemotherapie oft automatisch Unfruchtbarkeit. Mit diesem Verfahren soll sich das ändern.“ so Runnebaum.
Oft rücken die Fragen der Familienplanung nach der Diagnose Krebs zunächst verständlicherweise in den Hintergrund. „Eine Krebsbehandlung bedeutet aber nicht mehr automatisch das Aus für ein eigenes Kind. Hier bieten die modernen Möglichkeiten der Kryokonservierung und die enge Zusammenarbeit von Experten der Frauenheilkunde und der Fortpflanzungsmedizin wie am UKJ einen hoffentlich neuen Weg, den eigenen Kinderwunsch auch nach einer Krebserkrankung zu erfüllen“, so Prof. Runnebaum.
Weitere Informationen und Ansprechpartner unter:
www.frauenklinik-jena.de, Tel.: 03641/93318603641