Die Darstellung der Arterien mit Hilfe eines Kontrastmittels wird als "Angiographie" (oder auch "Arteriographie") bezeichnet. In der Angiographie wird ein Kontrastmittel direkt in die Arterien gespritzt und gleichzeitig eine Röntgenaufnahme gemacht, sodass die Ader im Röntgenbild sichtbar wird. Heutzutage wird i.d.R. mittels moderner Computertechnik eine sogenannte "DSA-Angiographie" angefertigt. Die Abkürzung "DSA" steht für "Digitale Subtraktionsangiographie". Im Prinzip wird dabei zunächste eine Röntgenaufnahme ohne Kontrastmittel, dann eine weitere Röntgenaufnahme mit Kontrastmittel angefertigt und computergestützt voneinander "subtrahiert", dass schließlich auf dem Bild nur noch die Ader zu sehen ist. Wichtig dabei ist, daß der Patient sich zwischen den 2 Aufnahmen nicht bewegt. Das Kontrastmittel wird über sehr dünne Schläuche (sogenannte "Katheter") direkt in das Gefäß gespritzt, damit es möglichst unverdünnt im zu untersuchenden Bereich ankommt und so den besten Bildkontrast erzeugen kann. Diese Katheter werden nach einer örtlichen Betäubung über die Leiste oder die Ellenbeuge eingeführt. Das Kontrastmittel wird dann von Hand oder mittels einer Pumpe über den Katheter ins Blut geleitet und gleichzeitig werden die Röntgenaufnahmen in einer schnellen Serie angefertigt ( z.B. 6 Stück pro Sekunde). Als Kontrastmittel werden normalerweise Jod-haltige Röntgenkontrastmittel verwendert, es eignen sich aber auch Gase dazu, z.B. CO2, "Kohlendioxid", ein natürliches Gas, in den üblichen Konzentrationen ungefährlich für den Menschen. Leider kann die CO2-Angiographie nur für die Beingefäße und bestimmte Gefäße des Körperstammes genutzt werden und findet in der Neuroradiologie keine Verwendung. Aber auch die "normalen" Röntgenkontrastmittel werden sehr gut vertragen.
Nach diagnostischer Angiographie kann nun, falls nötig oder erwünscht, in gleicher Sitzung ein interventioneller Einfriff erfolgen, z.B. Stent-Angioplastie oder Aneurysma-Coiling, was dann die Untersuchung natürlich verlängert. Der Eingriff kann aber auch später in einer zweiten Sitzung erfolgen.
Nach Beendigung der Untersuchung werden die Katheter wieder alle entfernt und es wird ein (sehr !) straffer Verband, ein sogenannter "Druckverband" angelegt, der mindestens 6 Stunden verbleiben muss. Die meisten Angiographien können ohne Narkose durchgeführt werden.
Angiographie

Häufige Fragen:
Wann ist eine Angiographie indiziert?
Die Angiographie erlaubt die genaue Beurteilung der Blutgefäße. Somit kann bei allen Erkrankungen, die mit Gefäßveränderungen einhergehen, eine Angiographie nötig sein, z.B. bei Schlaganfall oder nach einer Gehirnblutung, bei entzündlichen Veränderungen oder bei Durchblutungsstörungen durch Gefäßverengungen, auch vor bestimmten geplanten Operationen kann es nötig sein, vorher genau die Blutversorgung zu beurteilen. Erst mit diesen genauen Informationen einer Angiographie kann dann oft das richtige und notwendige Therapieverfahren ausgewählt werden.
Wann ist eine Angiographie kontraindiziert?
Eine Angiographie ist bei bestehender Schwangerschaft kontraindiziert. Außerdem muß vorher geprüft werden, ob evt. Kontraindikationen für das Kontrastmittel bestehen. Dies wäre z.B. bei bereits bestehender Allergie gegen das Kontrastmittel, schweren Nierenschäden oder Schilddrüsenüberfunktion der Fall. Hier muß genau abgewogen werden zwischen dem Nutzen und dem Schaden dieser Untersuchung. Auch eine vorherige Einnahme eines Metformin-haltigen Antidiabetikums wäre z.B. eine Kontraindikation für eine "elektive" (also eine "Nicht-Notfall-") Untersuchung. Dies wird aber noch alles der Arzt mit Ihnen persönlich genau besprechen.
Wie läuft eine Angiographie ab?
Vor der eigentlichen Untersuchung werden zunächst die Vorbereitungen getroffen. Dazu gehört, dass Ihnen sicherheitshalber eine Venenverweilkanüle in eine Armvene eingelegt wird um dort später, falls nötig, Medikamente oder Infusionen geben zu können. Zusätzlich werden Sie zu Ihrer Sicherheit an eine Überwachungseinheit angeschlossen, die ständig den Puls, Blutdruck und Sauerstoffgehalt des Blutes kontrolliert. Anschließend müssen "sterile", also "keimfreie" Bedingungen geschaffen werden, dazu gehört zunächst die Entfernung der Behaarung an der geplanten Einstichstelle (also in der Leiste oder der Armbeuge), dann die Desinfizierung mit einer speziellen Flüssigkeit, abschließend wird dann die Einstichstelle mit sterilen Tüchern abgedeckt. Der Radiologie trägt einen sterilen Kittel, Mundschutz und Handschuhe. Zunächst wird die geplante Einstichstelle örtlich betäubt, man kennt das auch vom Zahnarzt. Anschließend werden die Katheter in die Arterie eingebracht und im Blutgefäßsystem an die jeweils erforderlichen Stellen der zu untersuchenden Gefäße geschoben. Schließlich wird dann über die Katheter Kontrastmittel gegeben, welches das fließende Blut anfärbt und damit auf den gleichzeitig erstellten Röntgen-Serien die Blutgefäße sichtbar macht.
Zum Untersuchungsende werden alle Materialien wieder entfernt, die Punktionsstelle noch für ca. 10 Minuten von Hand komprimiert und schließlich ein sog. "Druckverband" angelegt, welche für mindestens 6 Stunden verbleiben muß. Zusätzlich wird i.d.R. für einen Tag strenge Bettruhe verordnet. Die Untersuchungsdauer für eine rein diagnostische Angiographie ist sehr variabel, nicht exakt vorherzusagen und beträgt üblicherweise mindestens 30 - 60 Minuten. Bei Untersuchungen mit Behandlung (sogenannte "interventionelle Angiographie"), also z.B. Aufweitung einer Gefäß-Engstelle oder Verschluß einer Gefäßaussackung, kann die Angiographie auch deutlich länger dauern.
Was sollte vor einer Angiographie beachtet werden?
Spätestens am Vortag einer geplanten Untersuchung sollte ein persönliches Aufklärungsgespräch durch den Arzt mit Ihnen erfolgen. Bei einen Notfall (z.B. einer Hirnblutung) kann die Untersuchung selbstverständlich unverzüglich durchgeführt werden.
Im Aufklärungsgespräch werden der Grund für die Untersuchung, die geplante Vorgehensweise, deren Vor- und Nachteile sowie deren Risiken besprochen. Mögliche Alternativen werden vergleichend bezüglich deren Vor- und Nachteilen erläutert. Nachdem alle Ihre Fragen beantwortet wurden entscheiden Sie ob Sie mit der empfohlenen Maßnahme einverstanden sind. Beide Gesprächspartner müssen den schriftlichen Aufklärungsbogen unterzeichnen. Dies verpflichtet Sie allerdings zu nichts! Sie dürfen sich jederzeit umentscheiden, falls Sie die geplante Untersuchungsdurchführung oder Behandlung doch nicht mehr wünschen sollten.
Weiterhin wichtig sind die aktuellen Blutwerte für die Blutgerinnung, für Nieren- und Schilddrüsenfunktion sowie ein kleines Blutbild. Außerdem müssen bestimmte Medikamente vorher abgesetzt werden, z.B. Metformin, das sagt Ihnen aber nochmals ganz genau der Arzt.
Was sind mögliche Komplikationen einer Angiographie?
Obwohl es sich bei einer Angiographie um eine Routine-Untersuchung handelt, ist sie - wie jeder Ärztliche Eingriff - mit einem Risiko verbunden. Immerhin sticht man in eine Hauptschlagader und manipuliert in arteriellen Gefäßen. So kann es natürlich zu Einblutungen kommen mit allen Konsequenzen (Bluttransfusionen, Operation, etc). Auch können sich Blutgerinnsel in der Ader bilden, diese können fortgeschwemmt werden und zu Verstopfung von kleineren Blutgefäßen führen z.B. in den Beinen oder Armen oder auch anderen Organen. Am gefährlichsten sind Verstopfungen der Blutgefäße des Gehirns, welche sofort wieder aufgelöst werden müssen um die Entstehung eines Schlaganfalles zu verhindern. Weiterhin kann auch eine Gefäßverletzung ausgelöst werden, z.B. kann ein Teil der Gefäßwand einreißen (eine sogenannte "Dissektion") und diese dann ebenfalls das Gefäß verstopfen. Auch hier muss die Gefäßwand wieder angelegt werden, was i.d.R. durch den Untersucher geschieht, da er das nötige Werkzeug dazu bereits vor Ort hat. In ganz seltenen Fällen können Kontrastmittel-Komplikationen auftreten. Das sind i.d.R. allergische Reaktionen, welche mit einem Gegenmittel therapiert werden können. Die Strahlenbelastung wird auf ein Minimum beschränkt.
Spätestens einen Tag vor der Untersuchung haben Sie die Möglichkeit alles nochmals ausführlich mit einem Arzt zu besprechen. Falls Ihnen zwischenzeitlich noch Fragen eingefallen sein sollten, dürfen Sie diese dem Arzt stellen, der sie Ihnen gerne beantworten wird.
Spezialuntersuchungen in der Angiographie
Folgende Untersuchung kann manchmal wertvolle Zusatzinformationen bieten:

Digital subtrahierte Rotationsangiographie (DSRA)
Die winkelgetriggerte Rotations-DSA (DSRA) erlaubt, mit einer Kontrastmittelinjektion multiple Projektionen einer Gefäßregion in einer Bildserie darzustellen. Die Rotationsangiographie stellt einen wichtigen Fortschritt in der Diagnostik und endovaskulären Therapieplanung z.B. zerebraler Aneurysmen dar. Die Strahlenexposition bei der 3D-Rotationsangiographie ist verglichen mit der Digitalen Subtraktionsangiographie deutlich geringer (nur etwa 12 % der Effektiven Dosis bei DSA-Aufnahmen). Dabei sollte aber der Nachteil einer reduzierten Transparenz der Gefäße bei der Volume-Rendering-Technik Darstellung sowie die fehlende Kontrastmitteldynamik bei der 3D-Darstellung berücksichtigt werden, sodass auf die 2D-DSA-Aufnahmen nicht vollständig verzichtet werden kann.