Staphylococcus aureus verfügt über eine hohe Virulenz und ausgeklügelte Immunevasionsstrategien, wie beispielsweise Biofilmbildung (Beispiel in Abbildung links), intrazelluläre Persistenz und Transformation zu metabolisch-inaktiven small colony variants. Aus diesem Grund sind Blutstrominfektionen mit S.aureus besonders schwer zu behandeln und gehen mit einer hohen Sterblichkeitsrate einher. Eine adäquate Behandlung von Patienten mit S. aureus-Bakteriämie (SAB) erfordert die intravenöse Antibiotikagabe über mindestens zwei Wochen, eine frühzeitige Fokussuche und -sanierung sowie eine gezielte Suche nach septischen Metastasen oder einer Endokarditis. Die Mehrzahl der SAB-Fälle wird dabei als „komplizierte Bakteriämie“ eingestuft, die mit einem erhöhten Risiko für Biofilm-assozierte Foci oder Biofilm-assozierte Komplikationen einherg gehen, wie z.B. im Fall einer Osteomyelitis, einer septischen Arthritis oder bei einer Implantatinfektionen. Die Biofilmbildung kann eine gesteigerte Antibiotika-Toleranz um das bis zu 1000-fache der minimalen Hemmkonzentration (MHK) bewirken, so dass der klinische Therapieerfolg unter diesen Umständen schwieriger oder gar nicht zu erreichen ist. Aus diesem Grund wird in diesen Fällen die Antibiotikatherapie als Kombinationstherapie über mehrere Wochen durchgeführt.
Zu beachten ist, dass die Biofilmaktivität von Antibiotika stark zwischen den einzelnen S.aureus-Isolaten variieren kann. Darüber hinaus kann die Kombination von Antibiotika sowohl zu Synergien, additiven oder im schlechtesten Fall auch zu antagonistischen Effekten führen. In der Routinediagnostik wird die Antibiotikawirkung jedoch nur für Einzelsubstanzen gegenüber planktonischen Bakterien gemessen. Diese Testung erlaubt keine Rückschlüsse auf die Wirkung einer (Kombinations-)Therapie in Biofilmen und kann deshalb nur bedingt als Entscheidungsgrundlage für die Therapiestrategie bei komplizierter SAB herangezogen werden. Daher besteht unserer Ansicht nach die Notwendigkeit, die Biofilmwirksamkeit der gewählten Antibiotikatherapie zu messen.
In dieser retrospektiven Fallkontrollstudie möchten wir daher in einem ersten Schritt untersuchen, ob das klinische Outcome von Patienten mit einer komplizierten SAB mit der in-vitro getesteten Biofilm-Wirksamkeit der gewählten Antibiotikatherapie korreliert. Ein Rezidiv der SAB wird dabei als primärer Endpunkt definiert. Die Rezidivpatienten werden mit einer Kontrollkohorte verglichen. Wir erwarten, dass unsere Ergebnisse die Notwendigkeit der Biofilmresistenztestung bestätigen. Unsere Studie ist als Pilot-Studie gedacht. Basierend auf den hier gewonnenen Ergebnissen, möchten wir im nächsten Schritt eine prospektive, klinische Interventionsstudie durchführen, bei der die Antibiotikaresistenztestung in Biofilmen bei Therapieentscheidungen berücksichtigt wird.