Diabetes mellitus in der Schwangerschaft
Das Risiko für eine plötzliche Plazentainsuffizienz ist im Rahmen von Diabetes in der Schwangerschaft, insbesondere bei schlecht eingestelltem Diabetes mit anhaltender maternaler Hyperglykämie, deutlich erhöht und es kommt schlimmstenfalls zum intrauterinen Versterben des Kindes. Dabei bleiben die geburtshilflichen Überwachungsinstrumente oft unauffällig. Dies betrifft insbesondere auch die Messungen der feto-plazentaren Perfusion, die bei Plazentainsuffizienz, wie sie zur Wachstumsrestriktion der Kinder führt, immer auffällig werden und einen erhöhten plazentaren Widerstand bei Untergang von Plazentagewebe anzeigen. Diese Veränderungen zeigen sich bei Diabetikerinnen nicht, obwohl postpartale Blutgasanalysen übereinstimmend zeigen, dass diabetische Plazenten eine geringere Oxygenierungskapazität aufweisen. Histomorphologisch sind bisher in diabetischen Plazenten keine typischen Veränderungen, wie sie bei der Plazentainsuffizienz auftreten, beschrieben. Tatsächlich wurde jedoch in verschiedenen Arbeiten eine vermehrte Fibrose des villösen Stromas in diabetischen Plazenten. Als Fibrose wird eine Gewebeveränderung bezeichnet, die durch die pathologische Vermehrung von Bindegewebszellen und Kollagenfasern gekennzeichnet ist, die letztlich zu einer Organdysfunktion führt. Dabei wird nicht nur direkt die Matrixsynthese durch vorhandene Fibroblasten stimuliert, sondern auch die Differenzierung von Immun-, Epithel- und Endothelzellen in einen Fibroblasten-ähnlichen Phänotyp initiiert – die sogenannte Epithelial-Mesenchymale-Transition (EMT).
Hohe Glukose stimuliert fibrogene Signalwege, indem sie die Bildung reaktiver Sauerstoffspezies auslöst, Wachstumsfaktorkaskaden (wie TGF-beta/Smad3 und PDGFs) aktiviert, proinflammatorische Zytokine und Chemokine induziert. Auch in der Plazenta ist daher unter dem Einfluss erhöhter mütterlicher Glukosespiegel eine Induktion von EMT in Trophoblastzellen denkbar, aber bisher nicht gezeigt oder untersucht. EMT, bei der funktionelles Trophoblastgewebe in Bindegewebe umgewandelt würde, könnte eine Erklärung für den beobachteten Verlust der Oxygenierungskapazität der Plazenta sein.
Die Fragestellung unseres neuesten Projektes unserer Arbeitsgruppe ist es die molekularen Mechanismen der Plazentaren Dysfunktion bei Diabetes mellitus in der Schwangerschaft zu untersuchen.