Etwa jede zehnte Frau im gebärfähigen Alter ist von Endometriose betroffen. Bei der chronischen Erkrankung wächst Gebärmutter-Schleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle und kann sich auf Organe wie Eierstöcke, Eileiter, den Darm oder den Beckenbereich ausbreiten. Das verursacht derart heftige Schmerzen während der Menstruation, dass Betroffene im Alltag deutlich eingeschränkt sind: Sie können nicht zur Schule, zum Sport, zur Arbeit, ihnen ist übel, sie müssen starke Schmerzmittel nehmen. „Leider dauert es oft Jahre bis zur Diagnose“, weiß Dr. Valentina Auletta. Die Oberärztin aus der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Fortpflanzungsmedizin des Universitätsklinikums Jena (UKJ) koordiniert die Endometriose-Sprechstunde und kennt den oft viel zu langen Leidensweg betroffener Frauen. Die Gründe dafür sind vielfältig.
„Viele Mädchen und Frauen werden nicht ernst genommen, wenn sie von ihren Beschwerden berichten. Menstruation ist immer noch ein Tabuthema“, sagt Dr. Auletta. „Oft heißt es dann, das müssten sie eben aushalten. Aber nur, wenn Frauen wissen, dass es eben nicht normal ist, während der Menstruation unter so starken Unterleibsschmerzen zu leiden und sie sich auch trauen, darüber offen zu sprechen, können wir ihnen helfen.“ Ein weiteres Problem sei zudem, dass es keine spezifischen diagnostischen Tests für Endometriose gebe. Die Diagnose sei häufig eine Kombination aus Anamnese, körperlicher Untersuchung, bildgebenden Verfahren und gegebenenfalls einer Bauchspiegelung.
Für die Behandlung der Endometriose stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung: Medikamente, Operationen, aber auch eine multimodale Schmerztherapie. „Darüber hinaus können verschiedene ergänzende Therapien und Lebensstiländerungen helfen, die Symptome von Endometriose zu lindern. Dazu gehören regelmäßige Bewegung, eine gesunde Ernährung, Stressbewältigungstechniken und alternative Therapien wie Akupunktur oder Physiotherapie“, erklärt sie. „Auch, wenn die Erkrankung nicht heilbar ist, lässt sie sich behandeln und bestenfalls so gut kontrollieren, dass viele Frauen ein normales Leben führen können“, macht Dr. Auletta Hoffnung. Ganz wichtig sei es, dass Frauen mit Endometriose mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin zusammenarbeiten, um einen individuellen Behandlungsplan zu entwickeln, der ihren Bedürfnissen entspreche.
Was betroffenen Frauen helfen kann, darüber spricht Dr. Valentina Auletta bei der Abendvorlesung am Mittwoch, 27. März.
Die kostenlose Hybridveranstaltung beginnt um 19 Uhr im Hörsaal 1 im UKJ in Lobeda und kann auch online verfolgt werden. Der Einwahllink samt Kenncode findet sich HIER. Fachpublikum und Medizininteressierte sind herzlich eingeladen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.