Hintergrund: Warum das Jena Zentrum für Gesundes Altern?
Die Lebenserwartung in Deutschland steigt zurzeit etwa 4 Stunden pro Tag. Durch den demographischen Wandel erhöht sich gleichzeitig das Durchschnittsalter der Bevölkerung. Zukünftig wird es viele alte und sehr alte Menschen geben, die eine altersangepasste Behandlung benötigen – eine Herausforderung für die Medizin und den klinischen Alltag. Da Altern fast alle Disziplinen der Medizin betrifft, ist es wichtig, gemeinsam und organübergreifend das Altern zu erforschen und neue Behandlungen zu entwickeln.
Folgende Aufgaben ergeben sich für die Medizin und den klinischen Alltag:
Multimorbidität: Viele alte Menschen leiden an mehreren Erkrankungen, ein Problem, dem sich die Geriatrie mit den ganzheitlichen funktionsorientierten Ansätzen in besonderer Weise gewidmet hat.
Biologisches Alter: Menschen altern unterschiedlich schnell; damit wird Altern selbst zu einer Erkrankung. Es gibt erste klinische Studien, um durch systemische Interventionen den Alterungsprozess zu beeinflussen.
Organspezifische Alterung: Es sind verschiedene zentrale Alterungsmechanismen identifiziert worden (u.a. die Stammzellalterung, dass InflammAgeing, eine Störung der Autophagie, oxidativer Stress und die DNA Damage Response). Vergleichende Untersuchungen zeigen, dass diese Prozesse in verschiedenen Organen unterschiedlich bedeutsam sind.
Altersabhängige Erkrankungen: Alterungsprozesse begünstigen bestimmte Krankheiten, oder wirken diesen auch entgegen. So zeigt eine umfangreiche Analyse des JenAge-Forschungsverbunds, dass im mittleren bis hohen Alter Tumorerkrankungen begünstigt sind, in sehr hohem Alter allerdings Mechanismen, die Tumore unterdrücken, stärker aktiviert werden. Dieses geht einher mit einer Zunahme neurodegenerativer Erkrankungen.
Altersabhängige Therapie: Mit dem Alter verändert sich die Regenerationskapazität, gleichzeitig auch der Verlauf von Krankheitsprozessen und die Empfindlichkeit für medizinische Interventionen: Die Therapie, die im mittleren Lebensalter angemessen ist, kann im Alter falsch sein.