Jena (vdG/UKJ)
Wenn der Kinderwunsch eines Paares unerfüllt bleibt, bietet die moderne Reproduktionsmedizin eine Reihe von Hilfsmöglichkeiten. Viele medizinische, aber auch psychologische, ethische und soziale Aspekte des Themas sind jedoch noch wenig untersucht. Am Universitätsklinikum und der Universität Jena wird jetzt ein interdisziplinäres Zentrum aufgebaut, in dem sich junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Medizin, Naturwissenschaften und Ethik Forschungsfragen zur Frauengesundheit und Frühschwangerschaft und deren Folgen für die langfristige Gesundheit von Mutter und Kind widmen werden. Das Zentrum wird als eines von insgesamt fünf Nachwuchszentren für Reproduktionsmedizin vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit über zwei Millionen Euro für zunächst drei Jahre gefördert.
„Das Besondere an unserem Zentrum ist, dass junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre konkreten Projektideen in verschiedenen Themenbereichen der Reproduktionswissenschaft umsetzen können und wir sie auf dem Weg zur wissenschaftlichen Selbstständigkeit unterstützen“, so Prof. Dr. Udo Markert, der Sprecher des Jenaer Center for Early Pregnancy and REproductive Health – CEPRE. Der Leiter des Plazentalabors an der Klinik für Geburtsmedizin des Jenaer Uniklinikums gehört zu den Reproduktionswissenschaftlern, die seit Jahren auf den Forschungsbedarf in diesem Gebiet hinweisen. Umso größer ist seine Freude, jetzt in Jena junge Kolleginnen und Kollegen fördern zu können.
Deren Projekte werden in insgesamt acht Arbeitsgruppen angesiedelt sein. Am Uniklinikum beschäftigen sich junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Zellprozessen der Gebärmutterschleimhaut, mit der Interaktion von Plazenta und Embryo in der Frühschwangerschaft und mit dem Wechselspiel der Herz-Kreislauf-Regulation von Mutter und Kind. In klinischen Projekten widmen sich junge Ärztinnen und Ärzte dem Mikrobiom der Geschlechtsorgane, dem Zusammenhang von mütterlicher Gesundheit und Plazenta sowie den Folgen für die Gesundheit der Kinder und Mütter im späteren Leben. Ergänzt wird das Forschungsprogramm an der Jenaer Universität von einem Projekt in der Bioinformatik und einem Projekt, das die ethischen und rechtlichen Aspekte des Themas untersucht. Die Ausschreibungen sind auf der Homepage zu finden, im kommenden Frühjahr soll das Auswahlverfahren abgeschlossen sein.
Neben der Forschungsarbeit und der Unterstützung in den Arbeitsgruppen bietet das Zentrum den Nachwuchsforschenden ein Qualifizierungsprogramm mit fachlichen und Soft Skills-Kursen, Forschungsaufenthalten und Kongressteilnahmen. „Wir wollen die Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler in unserem Zentrum befähigen, eine eigene Arbeitsgruppe zu leiten. Nach einer hoffentlich genehmigten 2. Förderphase sollen sie die Voraussetzungen für eine Professur erfüllen können und unser Forschungsgebiet voranbringen“, beschreibt Prof. Markert das Ziel.
Weitere Informationen: www.uniklinikum-jena.de/cepre
Alle fünf Nachwuchszentren zur reproduktiven Gesundheit:
- Das Forschungsnetzwerk LE-REP bündelt die Expertise verschiedener Leipziger Kompetenzzentren zur Erforschung der wichtigsten gesundheitlichen Herausforderungen der modernen Kinderwunschbehandlung.
- MS aus Münster beschäftigt sich mit den Ursachen ungewollter Kinderlosigkeit. Der Schwerpunkt liegt darauf, die Rolle von männlichen Faktoren bei der Infertilität aufzuklären.
- Themenschwerpunkt im süddeutschen Zentrum „FePro-Ulm“ in Ulm ist die Fertilitätsprotektion, die besonders wichtig ist für onkologische Patient:innen vor zytotoxischen Therapien.
- Das Zentrum in Hamburg beschäftigt sich mit sexueller und reproduktiver Gesundheit bei Übergewicht und Adipositas.
- Das Nachwuchszentrum CEPRE in Jena befasst sich wissenschaftlich, klinisch und ethisch mit der Frühschwangerschaft und der Reproduktiven Gesundheit.
Kontakt:
Prof. Dr. Udo Markert
Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Jena