04.02.2010
Langzeitstudie zu zwei Jahrzehnten Diabetesbehandlung
Ärzte des Universitätsklinikums Jena analysieren seit 1989 Behandlungsqualität bei Diabetikern
Hans Krieg (Mitte) gehört seit 20 Jahren zu den Teilnehmern der JEVIN-Langzeitstudie, die von Prof. Müller (l.) am UKJ betreut wird. Foto: Vöckler
Jena. Vor zwanzig Jahren startete am Universitätsklinikum Jena die JEVIN-Studie, mit deren Hilfe die Endokrinologen des UKJ die Behandlungsqualität bei Thüringer Diabetespatienten erfassen. Die auch im internationalen Vergleich außergewöhnlich lange Laufzeit der Diabetes-Studie beschert seit 1989/1990 den Jenaer Wissenschaftlern eine umfangreiche Datensammlung, die unter verschiedenen Fragestellungen Vergleichsaussagen zu dieser Volkskrankheit ermöglicht. Zum Jahresbeginn 2010 beginnt die inzwischen vierte Nachuntersuchung der 190 Studienteilnehmer.
Hans Krieg gehört seit dem Beginn der Studie zum Jahreswechsel 1989/1990 zu den 190 Teilnehmern der "Jenaer St. Vincent-Studie" (JEVIN-Studie). Der 68-jährige hat Diabetes und ist seit 20 Jahren im Funktionsbereich für Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen der Klinik für Innere Medizin III des Universitätsklinikums Jena in Behandlung. Jetzt ist er erneut unter den ersten Teilnehmern, die zusammen mit dem Ärzteteam von Prof. Ulrich Alfons Müller in die vierte Runde der Langzeitstudie starten. "Neben einer ähnlichen Studie in Großbritannien sind wir damit europaweit die einzigen, die eine Diabetesstudie mit einer solchen Laufzeit vorweisen können", betont Prof. Müller.
Der Leiter des Funktionsbereichs hat die JEVIN-Studie vor zwei Jahrzehnten initiiert. "Unser Ziel war es, den Stand und die Qualität der Diabetesbehandlung in Jena zu analysieren und zu dokumentieren", so der Diabetesexperte. Einbezogen wurden alle insulinbehandelten Jenaer Diabetespatienten mit Typ 1- und Typ 2- Diabetes zwischen dem 16. und dem 60. Lebensjahr. Die Populationsstudie erfasst neben den Parametern zur Qualität der Stoffwechseleinstellung wie dem glykierten Hämoglobin A1c, dem Blutdruck und dem Auftreten von Folgeerkrankungen auch weitere Daten wie beispielsweise die Lebensqualität, die Behandlungszufriedenheit, die Therapiekosten in Form der Arzneimittelkosten und der Materialien zur Selbstkontrolle.
"Das erste Ergebnis sorgte 1990 für eine Überraschung, denn die Versorgungsqualität in Jena wies keinen Unterschied auf zur damaligen Vergleichsgruppe, die an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf behandelt wurde", erinnert sich Müller an die ersten Studienergebnisse.
Es folgten im Abstand von fünf Jahren Nachuntersuchungen, die regelmäßig Aussagen zu den Veränderungen in der Diabetesbehandlung ermöglichten. Die Zahl der Studienteilnehmer erhöhte sich dabei 1994/95 auf 244 Patienten und 1999/2000 auf 291.
"Beispielsweise verschlechterten sich 1994 die Werte unserer Patienten und damit die Qualität der Diabetesbehandlung in Jena im Vergleich zu 1989, und das trotz der Einführung von Humaninsulin und der Blutglukoseselbstkontrolle", erinnert sich Müller. Die Ursachen dafür vermutet er unter anderem auch darin, dass sich die Patienten erst an die neue, flexiblere Diabetestherapie und das damit verbundene viel höhere Maß an Eigenverantwortung gewöhnen mussten.
Die zweite Nachuntersuchung im Jahr 2000 erbrachte eine Wiederherstellung des Behandlungsniveaus, das sogar das des Jahres 1989 noch übertraf. Seitdem blieben die Ergebnisse konstant, was Prof. Ulrich Alfons Müller als einen Beleg für die sehr hohe Qualität der Diabetesbehandlung wertet.
In der jetzt beginnenden vierten Nachuntersuchung will Prof. Müller gemeinsam mit der Jenaer Ernährungswissenschaftlerinnen Tabitha Heller und Dr. Nicole Müller die aktuelle Behandlungs- und Lebensqualität, die Lebenserwartung sowie die Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus dokumentieren. "Wir möchten dabei möglichst viele der ursprünglichen Teilnehmer der Studie wie Hans Krieg wieder als Probanden gewinnen" so Müller.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Ulrich Alfons Müller
Leiter Funktionsbereich Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Klinik für Innere Medizin III, Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641/934843
E-Mail: