Netzdiagramm zur Visualisierung des JESS-Scores (13 Einzelitems): Beispiel mit einem fehlerhaft ausgeführten Item = Einbeinstand mit geschlossenen Augen.
Aktuelle Forschungsprojekte
JESS Score
Der Jenaer-Stand-Stabilitäts-Score (JESS - Score)
Entwicklung, Normwertgenerierung und klinische Anwendbarkeit eines Scores zur Evaluation der Standstabilität
Best, N., Nisser, M. & Loudovici-Krug, D. Der Jenaer-Stand-Stabilitäts-Score (JESS-Score). Z Rheumatol (2020).
Hintergrund
Der Stand bzw. das Stehen kann neben den von Janda beschriebenen Bewegungsstereotypen ebenfalls als motorischer Prozess begriffen werden. Atypische Belastungen während des Stehens führen zur Überbeanspruchung myofaszialer Strukturen und zu Schmerz. Die Suche nach einer dezidierten Untersuchungsmöglichkeit mit der Aussicht auf individuelle Therapieempfehlungen, war Anlass für die Erarbeitung dieses Scores.
Methodik
Es wurden 80 gesunde Probanden mittels etablierter sowie anteilig neu beschriebener Testverfahren auf ihre Standstabilität hin untersucht. Die gleichgewichteten Ergebnisse wurden zu einem Score zusammengefasst und dessen Normwerte bestimmt.
Ergebnisse
Für die Altersklasse der 18- bis 44-Jährigen ist die Norm das Erfüllen von 10 der insgesamt 13 Einzelaufgaben. Für die 45- bis 59-Jährigen sind nach aktuellen Messungen 8 von 13 erreichten Punkten die Norm. In der Altersgruppe ab dem 60. Lebensjahr können bisher keine belastbaren Aussagen getroffen werden.
Diskussion
Belastbare Daten liefert die Altersgruppe bis 44 Jahre. Die Altersgruppe darüber zeigt zumindest einen deutlichen Trend. Die existierenden Tests bzw. Scores setzten sich verstärkt mit dem Sturzrisiko und der Geschicklichkeit bei Bewegungen und komplexen Aufgaben auseinander. Der Stand als motorischer Stereotyp wurde bisher noch nicht beschrieben. Nach einer Untersuchung mittels Jenaer-Stand-Stabilitäts-Score (JESS-Score) ist es möglich, Aussagen zu individuellen Therapieschwerpunkten zu treffen.
Schlussfolgerungen
Der JESS-Score stellt einen praktikablen Test zur Verifizierung des Standstereotyps dar. Die Erweiterung der Normgruppe durch Einschluss weiterer Studienteilnehmer wird über eine Verstetigung oder Modifikation der aktuellen Ergebnisse entscheiden. Die Testung weiterer Kohorten wird zeigen, inwieweit diese Items sensitiv für Veränderungen durch Trainingsmethoden sind und ob mit dem Score auch klinische Änderungen kongruent abgebildet werden können.
Studienleiter: Dr. med. N. Best
Wiss. MA: D. Loudovici-Krug
KaTI
KMU-innovativ - Verbundprojekt: Robotergestützte Skoliosebehandlung für Kinder (KATi)
Teilvorhaben: Erforschung eines robotergestützten Therapieprogrammes zur Skoliosebehandlung aus medizinisch-therapeutischer Perspektive für den deutschen GesundheitsmarktTeilprojekt: Gesund mit Erfahrung
Förderkennzeichen: 13GW0348D PT
Hintergrund
Die idiopathische Skoliose ist eine chronische Verkrümmung der Wirbelsäule. In Deutschland sind ca. 125.000 Heranwachsende ab dem zehnten Lebensjahr betroffen. Die konventionellen Behandlungsmethoden Korsett und Operation sind einschneidende Erfahrungen für die jungen Patienten. Ein frühzeitiger Therapiebeginn und eine hohe Therapiedichte sind notwendig. In Deutschland ist die gängigste Behandlung die Schroth-Methode. Diese ist äußerst wirksam, aber kognitiv und sensomotorisch anspruchsvoll, weswegen sie Kinder unter 12 Jahren überfordert. In Spanien und Polen ist die so genannte FED-Methode (Fixation, Elongation, Derotation) verbreitet. Gerätegestützt ermöglicht das Therapiekonzept eine frühzeitige Behandlung. Leider stehen Unzulänglichkeiten am Gerät der Einführung in Deutschland im Weg. Die physische und psychische Belastung im Gerät ist so groß, dass Patienten mitunter eine Synkope (den kurzzeitigen Verlust des Bewusstseins) erleiden.
Ziel
Kindern in Zukunft eine wirkungsvolle und schonende Therapie anbieten zu können, ist das übergeordnete Ziel des Forschungsverbundes. Zu diesem Zweck wurde unter dem Motto: „Kindgerecht Automatisieren, Therapie Intensivieren“ das Forschungsvorhaben KATi konzipiert. Ziel ist die Erforschung einer robotergestützten Skoliosebehandlung für Kinder.
Ein Team aus Medizinern, Psychologen, Ingenieuren, Designern sucht gemeinsam mit Kindern der Rehabilitationsklinik Zgorzelec nach Lösungen zu Fragen der kindgerechten Maschine-Mensch-Interaktion, der Sicherheit, der Wirksamkeit und der Verwertung. Es werden anwendungsorientierte Strategien zur Gestaltung und Regelung eines „einfühlsamen“ Therapieroboters erforscht, der sich dem Leistungsniveau der Kinder anpasst. Zentrale Rolle im Vorhaben ist die Forschung mit Kindern für Kindern. Dank der kindlichen Perspektive im Projekt wird nicht länger die Angst vor Überlastung das tägliche Training definieren. Stattdessen wird mit dem Roboter die Therapie zum Spiel und das Spiel zur Therapie.
Studienleiter: Dr. Steffen Derlien
Wiss. MA: R. Scharschmidt
SIG
Zusammenhang verschiedener Messparameter bei bestehendem Vorlaufphänomen des Sakroiliakalgelenks (SIG-Studie)
-Forschung mit routinemäßig erhobenem Datenmaterial -
Fragestellung bzw. Hintergrund
- Das Vorlaufphänomen gilt als orientierender Test, um eine Funktionsstörung („Blockade“) des Sakroiliakalgelenks (SIG) zu diagnostizieren.
- In dieser Beobachtungsstudie soll nun überprüft werden, inwiefern ein positives Vorlauphänomen tatsächlich mit einer SIG-Funktionsstörung korreliert.
- Aktuell wird davon ausgegangen, dass ein positiv befundetes Vorlaufphänomen, ein deutlicher Hinweis für eine SIG-Funktionsstörung ist.
Studienziele
- Ziel der Studie: Aussagekraft des Vorlaufphänomens bezüglich einer evtl. Funktionsstörung des SIG bzw. weitere Messparameter
- Hauptparameter: Korrelation/Häufigkeit von Vorlaufphänomen und SIG-Funktionsstörung
- Nebenparameter: Korrelation/ Häufigkeiten von Vorlaufphänomen und Schmerzen, Beckenstatik, Patrick-Test, Muskeltonus M. iliacus
Studiendesign und –beschreibung
- Beobachtungsstudie
- Dafür wurde ein Datenblatt erstellt, auf welchem keine zusätzlichen, sondern nur die in der klinischen Routineuntersuchung durchzuführenden Tests verschriftlicht werden sollen.
Datenaufnahme: 2019
Studienleiter: Dr. med. N. Best
Wiss. MA: D. Loudovici-Krug
Manualmediziner/-therapeuten: Ärztevereinigung Manuelle Medizin, Berlin
DysPT
Multimodale Physiotherapie in Kombination mit der Lokalinjektion von Abobotulinumtoxin A bei Patienten mit zervikaler Dystonie
Eine multizentrische, einfach verblindete, randomisierte kontrollierte Studie
Gemeinsames Forschungsprojekt
Hans-Berger-Klinik für Neurologie & Institut für Physiotherapie
Studienregistrierung: DRKS00020411
Bei der Behandlung der zervikalen Dystonie (ZD) steht heute die Botulinumtoxin-Therapie im Vordergrund. Diese Behandlung ist aufgrund ihres guten Erfolges nicht mehr weg zu denken. Ob jedoch zusätzliche Therapieansätze einen besseren Behandlungserfolg verschaffen, wird zurzeit erforscht. So ist auch der Nutzen einer zusätzlichen physiotherapeutischen Behandlung nicht eindeutig geklärt.
Ziel dieser Studie ist zu untersuchen, inwieweit Physiotherapie in Form von verschiedenen Anwendungen einen ergänzenden Effekt zur Botulinumtoxin-Therapie hat.
- Interventionsgruppe: Botulinumtoxininjektion + spezielle Physiotherapie
- Kontrollgruppe: Botulinumtoxininjektion + Schröpftherapie
Primärer Endpunkt
Total TWSTRS (Toronto Western Spasmodic Torticollis Rating Scale) Score. Ein krankheitsspezifischer Score zur Erfassung der Ausprägung der zervikalen Dystonie.
Sekundärer Endpunkt
- TWSTRS Subskalen (Schweregrad, Alltagseinschränkung und Schmerz)
• Beweglichkeit (Range of Motion, ROM) der Halswirbelsäule
• SF-36 zur Bewertung der krankheitsunspezifischen Gesundheitswahrnehmung
• CDQ-24 zur Beurteilung der krankheitsspezifischen Lebensqualität
Finanzierung
Firma IPSEN PHARMA GmbH
Studienleiter
- Dr. med. A. Günther (Klinik für Neurologie)
- Dr. med. N. Best (Institut für Physiotherapie)