Kindliche Krebserkrankungen können sehr wirksam mit Chemotherapie behandelt werden. In Fällen von Therapieresistenz, in denen eine Heilung nicht möglich ist, sind die eingesetzten Medikamente nicht wirksam genug oder haben im Verlauf der Chemotherapien ihre Wirksamkeit verloren. Der Grund dafür wird darin gesehen, dass die Krebszellen gegen die verwendeten und oft dann auch gleich gegen andere Chemotherapeutika resistent werden. Für eine Verbesserung der Behandlung von Krebs im fortgeschrittenen Stadium ist es daher wichtig, Konzepte zur Überwindung dieser Resistenzen zu entwickeln.
Ein viel versprechender Ansatz ist dabei, diejenigen Moleküle zu identifizieren, die einem Krebs seine Behandlungsresistenz verleihen. Diese Moleküle stellen aussichtsreiche Ansatzpunkte für die Entwicklung von Medikamenten dar, mit denen die Behandlungsresistenz letztendlich überwunden werden kann. Bei der Identifizierung dieser Moleküle wird in unserem Forschungslabor (Link zu Forschungslabor) eine neue Klasse von Krebsmedikamenten, die Histondeacetylase-Inhibitoren, angewendet. Histondeacetylase-Inhibitoren zeichnen sich dadurch aus, dass sie in Krebszellen den programmierten Zelltod - die Apoptose - herbeiführen, indem sie Apoptose-relevante Gene regulieren. Diese Wirkung unterscheidet sie von klassischen Chemotherapeutika, welche die Apoptose durch Zellschädigung auslösen. Eine charakteristische Eigenschaft von Krebszellen ist, dass sie reich an genetischen Mutationen sind. Normale Zellen mit solchen Mutationen würden von selber Apoptose auslösen. Zu den Eigenschaften von Krebszellen gehören nun solche molekularen Veränderungen, die es Ihnen ermöglicht, Apoptose zu vermeiden und sich damit auch der Chemotherapie zu entziehen.
In Versuchen konnten wir zeigen, dass Histondeacetylase-Inhibitoren die Wirksamkeit von herkömmlichen Chemotherapeutika deutlich verstärken und Resistenzen überwinden. Weitere Untersuchungen zeigen zudem, dassmit dieser Wirkungsverstärkung ein von Histondeacetylase-Inhibitoren spezifisch verändertes Molekülmuster in den Krebszellen einhergeht. Unter den von Histondeacetylase-Inhibitoren regulierten Molekülen befinden sich wie vermutet bestimmte Formen, denen wichtige Funktionen bei der Apoptose zukommen, wie auch eine Reihe weiterer, die an der Resistenzentwicklung beteiligt sind. Die vergleichende Analyse von Histondeacetylase-Inhibitoren behandelten und unbehandelten Krebszellen kann also wichtige Aufschlüsse über Resistenzfaktoren geben. Diese Moleküle werden derzeit von der Arbeitsgruppe am Jenaer Universitätsklinikum mit zell- und molekularbiologischen Methoden eingehend untersucht. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen können die Basis für innovative neue Krebstherapien bilden.

