Photodynamische Therapie
Die photodynamische Therapie, kurz PDT genannt, ist eine spezielle Form der Krebstherapie unter Verwendung von Licht. Hierbei wird dem Patienten eine spezielle Farbsubstanz, der so genannte Photosensitizer, verabreicht. Dieser reichert sich im Tumorgewebe im Vergleich zum normalen Gewebe in einer hohen Konzentration an. Wird der Tumor und das angrenzende gesunde Gewebe mit Licht einer speziellen Wellenlänge bestrahlt, so wird die Lichtenergie auf den in Tumorzellen ange-reicherten Farbstoff übertragen. Aus der Aktivierung des Farbstoffs folgt die Aktivierung des im Gewebe vorkommenden Sauerstoffs, der zerstörend auf Zellen und Blutgefäße wirkt. Auch der lichtaktivierte Farbstoff und andere Moleküle und Molekülbruchstücke, die als Nebenprodukte chemischer Reaktionen entstehen, wirken Gewebe schädigend und zerstören so den Tumor. Wesentlicher Vorteil ist die gute Verträglichkeit für den Patienten.
Die photodynamische Therapie ist seit 100 Jahren bekannt
Die Grundzüge der PDT sind lange bekannt. Bereits 1899 legte der Medizinstudent Oskar Raab den Grundstein für die wissenschaftliche Untersuchung phototoxischer Substanzen. 1903 wurde die erste Tumortherapie beim Menschen durch Tappeiner und Jesionek durchgeführt. Durch die Bepinselung von Hautkarzinomen mit einer Eosinlösung und der anschließenden Sonnen- oder Bogenlampenlichtexposition konnte eine deutliche Befundbesserung erreicht werden. Tappeiner führte 1904 den Begriff der „photodynamischen Therapie“ für dieses lichtabhängige Behandlungs-verfahren ein. 1911 wurden von Haussmann die hervorragenden Eigen-schaften des Hämato-porphyrins, ein eisenfreier Abkömmling des Blutfarbstoffs, als Photo-sensitizer entdeckt. 1942 konnte die Anreicherung von Porphyrinen im Tumorgewebe von Nagetieren nachgewiesen werden; beim Menschen erfolgten die ersten systematischen Unter-suchungen 1978. Seit Beginn der achtziger Jahre wurde die PDT unter Einsatz von Porphyrinen bei Patienten mit Harnblasen-, Lungen- und Speiseröhrenkrebs in Einzelfällen eingesetzt.
Bei welchen Tumoren kommt die PDT in Frage?
Prinzipiell kommt die PDT als Ergänzung oder Alternative zu herkömmlichen Behandlungsverfahren bei vielen Tumorarten in Frage. Aus dem Prinzip wird klar, dass das Licht in ausreichender Stärke am gewünschten Zielort ankommen muss. In der Gastroenterologie wird die PDT zur Behandlung des Speise-röhrenkrebs bzw. seiner Vorstufen und zur Behandlung von Tumoren der Gallengänge eingesetzt. Allerdings fehlen zurzeit noch größere standardisierte, kontrollierte Studien, so dass der Wert dieser neuen Therapie immer noch wissen-schaftlich überprüft werden muss. Diese Therapieform wird als eine Ergänzung des therapeutischen Spektrums bei schwerkranken Patienten, die nicht mehr operiert werden können, verstanden.
Wie wird die PDT durchgeführt?
Für die PDT bekommt der Patient den Photosensitizer als Infusion verabreicht. Nach ca. 48 -72 Stunden - in dieser Zeit reichert sich die Substanz im Tumor an - wird ein Endoskop durch den Mund in die Speiseröhre oder den Gallengang einge-führt und die Schleimhaut über spezielle Lichtleiter bestrahlt (siehe Schema). Auf diese Weise wird die krankhafte Schleimhaut ganz gezielt zerstört. Mittels der PDT können auch Krebsvorstufen sicher entfernt werden; dieses zeigen Verlaufs-untersuchungen zumindest über einen Zeitraum von 5 Jahren auf. Aber auch in der palliativen Therapie krebskranker Patienten, kann durch die Verkleinerung des Tumors bei unheilbar Kranken noch eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität erreicht werden.
Was sind Nebenwirkungen der PDT?
Die PDT ist auch bei schwerkranken bzw. inoperablen Patienten einsetzbar; insgesamt ist die Therapie gut verträglich. Da die Photosensibilisatoren über den Blutkreislauf im ganzen Körper verteilt werden, erhöht sich die Lichtanfälligkeit der Patienten an Auge und Haut. Die Patienten müssen für etwa drei bis sechs Wochen direktes Sonnenlicht meiden und sollten sich in leicht abgedunkelten Räumen aufhalten. Im bestrahlten Gewebe können vorübergehend entzündliche Reaktionen entstehen, die mit der Zerstörung des Gewebes in Zusammenhang stehen. Andere unerwünschte Reaktionen sind nicht bekannt.
Insgesamt bereichert die photodynamische Therapie das Spektrum der thera-peutischen Möglichkeiten bei tumorkranken Patienten. Es ist kein Konkurrenz-verfahren, sondern eine sinnvolle Ergänzung, die sich insbesondere aufgrund ihrer niedrigen Nebenwirkungsrate bei schwerkranken Patienten anbietet.