Der Deutsche Herzbericht 2017 bestätigte das bekannte hohe Risikoprofil der Thüringer Bevölkerung für kardiovaskuläre Krankheitsbilder. Dies spiegelt sich auch in einer höheren Herzinfarktmorbidität und -mortalität in Thüringen (23,1 % über dem Bundesdurchschnitt) im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt wieder.
Die Versorgungssituation des akuten Myokardinfarktes bedarf daher einer Optimierung, um die frühzeitige und korrekte Erkennung eines Herzinfarktes und die schnellstmögliche Reperfusion des verschlossenen Herzkranzgefäßes durch eine notfallmäßig durchzuführende perkutane Koronarintervention (PCI) im nächsten Herzkatheterlabor zu erreichen.
2015 erfolgte am UKJ die Initiierung des Jenaer STEMI-Registers verbunden mit einem Qualitätsmanagement-Programm zur strukturierten Datenerfassung und systematischen Personalschulung. Durch Implementierung eines neuartigen zentrums- und fallbasierten, strukturierten Trainingsprogramms (Jenaer Konzept) für Hausärzte, Notärzte, Rettungs- und Klinikpersonals konnte die lokale Versorgungsqualität nachweisbar verbessert werden. So zeigte sich schon nach der ersten Schulung eine deutliche und kontinuierliche Verbesserung aller Behandlungszeiten, eine Reduktion von falschen und verspäteten Diagnosen und eine Erhöhung der diagnostischen Sicherheit in der EKG-Auswertung.
Diese Erfahrungen waren Grundlage für die Gründung und Etablierung des Thüringer Infarktnetzwerkes (ThIN). Am ThIN nehmen aktuell bereits sechs Thüringer PCI-Zentren teil und erfassen prä- und intrahospitale Behandlungszeiten aller Infarktpatienten. Besonderes Interesse liegt hier in der Einhaltung der durch die Leitlinien vorgegebenen Behandlungszeiten, Aufdeckung von logistischen und strukturellen Problemen im Behandlungsablauf und Analyse der realen Herzinfarktmortalität in Thüringen. Wir postulieren, dass die systematische Kontrolle und Sicherung der Prozessqualität die Behandlungsqualität verbessert und die kardiovaskuläre Mortalität in allen Behandlungszentren senkt.


