Pre-Delir Studie
PRE-Delir-Studie: Häufigkeit und Risikofaktoren des Delirs an einem Universitätsklinikum (DRKS00006545)
Studienleitung:
Universitätsklinikum Jena
Dr. med. Anja Kwetkat, Klinik für Geriatrie
Prof. Dr. med. Christoph Redecker, Hans-Berger-Klinik für Neurologie
Priv.-Doz. Dr. med. Ulrich Wedding, Klinik für Innere Medizin II, Abteilung Palliativmedizin
Ziel: Erfassung der Stichtagsprävalenz des Delirs sowie relevanter Risikofaktoren bei ≥ 60-jährigen Patienten am Universitätsklinikum Jena
Methoden: Es wurden alle stationären Patienten ≥ 60 Jahre des Universitätsklinikums Jena (mit Ausnahme der Klinik für Psychiatrie) eingeschlossen und mittels standardisierten Assessment hinsichtlich Delir und dessen Risikofaktoren untersucht. Die Identifikation deliranter Patienten erfolgte mittels CAM (Confusion Assessment Method) für Patienten ≥ 0 auf der Richmond Agitation and Sedation Scale (RASS) (88 %) und mittels CAM-ICU bei einem RASS-Wert < 0 (12 %). Zur Erhebung der Risikofaktoren wurden demografische Daten (Alter, Wohnort etc.) und u.a. folgende Scores erhoben: Identification of Seniors at Risk, Montreal Cognitive Assessment (MoCA), Chair-Rising-Test. Bei kognitiven Auffälligkeiten folgte der Informant Questionnaire on Cognitive Decline in the Elderly. Ferner wurden Infektparameter, Elektrolyte, Operationen, Stationswechsel etc. systematisch erfasst.
Ergebnisse: Am Stichtag wurden 611 von 669 ≥ 60-jährigen Patienten untersucht (91,3 %). 510 wiesen Auffälligkeiten im MoCA auf. Ein manifestes Delir lag bei 10,5 % der Patienten vor (n=64), ein subsyndromales Delir (akute Symptomatik oder Aufmerksamkeitsstörung und mind. eine weitere Auffälligkeit im CAM bzw. CAM-ICU) bei 12,3 % (n=75). Delirante bzw. subdelirante Patienten fanden sich in allen Abteilungen, besonders häufig in den Neurofächern, der Geriatrie sowie auf den ITS. Von den Prädispositionsfaktoren scheinen Alter, eingeschränkte kognitive Leistung und neuropsychiatrische Vorerkrankungen den größten Einfluss auf die Entwicklung eines Delirs zu haben. Bei den Auslösefaktoren korrelieren mit einem Delir besonders der Aufenthalt auf einer ITS, Polymedikation und Infektion, gefolgt von Stationswechseln und stattgehabten Operationen.
Schlussfolgerungen: Fachübergreifend liegt bei ca. 23 % der ≥ 60-jährigen Patienten ein manifestes oder subsyndromales Delir vor. Angesichts der schwerwiegenden Folgen sind effektive Strategien zur frühzeitigen Erkennung und Prävention des Delirs dringend erforderlich.