Patientenaufklärung zur Plazenta-Spende
Was leistet die Plazenta ?
Die Nachgeburt wird nicht nur zufällig im Volksmund auch als Mutterkuchen bezeichnet. Die Organe des Kindes werden zwar schon zu Beginn der Schwangerschaft angelegt, nehmen ihre vollständigen Funktionen aber überwiegend erst nach der Geburt auf. Der Blutkreislauf ist noch nicht an die Lunge angeschlossen, die Nahrungsaufnahme und Ausscheidung – all diese Aufgaben übernimmt die Plazenta. Wichtig ist zudem der Übertritt von mütterlichen Antikörpern, die dem Kind in den ersten Wochen den Nestschutz bieten. Gleichzeitig schüttet die Plazenta Hormone aus, die die Schwangerschaft aufrecht erhalten und den mütterlichen Körper auf die Geburt und Stillzeit vorbereiten helfen.
Die Plazentaschranke: Mutter und Kind im Austausch
Mit dem Einnisten der Eizelle in die Gebärmutter erkennt der mütterliche Körper die teilweise väterliche – also körperfremde – Herkunft. Gleichzeitig versucht der Embryo eine Basis für seine Versorgung aufzubauen. Die gesunde Plazenta schaltet sich vermittelnd in diesen Widerspruch ein, wächst mit dem Fötus und bringt mit zunehmender Schwangerschaft Mutter und Kind näher in Kontakt. Die Plazentaschranke, d.h. die Zellschichten zwischen mütterlichem und kindlichem Blut, wird schmaler, so dass der Stoffaustausch optimal stattfinden kann. Gleichzeitig beschränkt sie weitgehend den Zugang von Schadstoffen oder Krankheitserregern.
Forschung an der Plazenta
Das Placenta-Labor nutzt gespendete Blut- und Gewebeproben aus gesunden und veränderten Plazenten, um Komplikationen und krankhafte Veränderungen während der Schwangerschaft verstehen zu lernen und nachfolgend die Entwicklung von gezielten Behandlungsmöglichkeiten zu ermöglichen, wie z.B.:
- Schwangerschafts-/Diabetes
- Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie)
- Wachstumsstörungen (Plazentainsuffizienz)
- Störungen in der Plazenta-Anhaftung (Placenta accreta)
Plazenta-Spende – Warum ?
Die Plazenta und Nabelschnur verliert mit der Geburt eines Kindes ihre Aufgaben, das Kind beginnt eigenständig zu atmen und wird abgenabelt.
Sie können durch die Unterzeichnung einer Einverständniserklärung zur Spende die Forschung im Placenta-Labor des Uniklinikum Jena unterstützen. Ihre persönlichen Daten unterliegen dem Datenschutz, sie werden nur pseudonymisiert verwendet.
Damit können Sie durch Ihre Spende dazu beitragen, dass Erkenntnisse in der Grundlagenforschung gewonnen und neue diagnostische und therapeutische Verfahren entwickelt werden können.
Verwendet werden Restproben, die sonst entsorgt werden würden:
- Plazenta
- Nabelschnur
- Nabelschnurblut
- Blutproben, auch aus Voruntersuchungen
Diesen können Sie auch einzeln zur Spende zustimmen oder ablehnen. Ihre Entscheidung hat KEINEN Einfluss auf die medizinische Betreuung oder ihren Aufenthalt in unserer Klinik. Gern stehen wir für Fragen zur Verfügung.
Wir freuen uns auf Ihre Spende und sagen: DANKE!
Aktuelle Forschungsprojekte im Placenta-Labor
(Schwangerschafts-) Diabetes
Untersuchung der trophoblastären Epithelial-Mesenchymale-Transition, um zu erforschen, ob Fibrose eine Ursache für die reduzierte Plazentafunktion in hyperglykämischen Schwangerschaften ist und somit die hohe perinatale Mortalität erklären kann.
Kontakt: Prof. Tanja Groten (Email), Dr. Silke Große (Email)
weitere Informationen: Projekt Diabetes in der Schwangerschaft
Ethik-Votum: 2023-3138, Restprobenspende
Plazenta-Perfusion
Für die ex-vivo Plazentaperfusion werden humane Plazenten unmittelbar nach der Geburt verwendet, um einen Übertritt von Substanzen (z.B. Medikamente, Chemikalien, biologische Faktoren, einschließlich Zellen und Vesikel, Nanopartikel und Ähnliches) über die Plazentaschranke oder deren Wirkung auf das Plazentagewebe zu testen. Dies liefert experimentell wichtige Hinweise, ob und mit welcher Kinetik während der Schwangerschaft eine Substanz in den kindlichen Kreislauf übergeht oder die Plazenta schädigt.
Kontakt: Laborleiter Prof. Udo Markert (Email)
weitere Informationen: Plazenta-Perfusion
Ethik-Votum: 1038-02/03, Restprobenspende
Plazenta-Toxikologie
Da sich verschiedene Tierarten hinsichtlich der Schwangerschaft stark unterscheiden, ist es nahezu unmöglich, die Ergebnisse von Tierversuchen verlässlich auf den Menschen zu übertragen. Im Rahmen des Projekts PlaTox wird daher Plazentagewebe des Menschen in Bioreaktoren für toxikologische Analysen kultiviert. Ziel ist die Entwicklung einer Methode, mit der sich zuverlässig Substanzen identifizieren lassen, welche zu Schädigungen in der Schwangerschaft des Menschen führen können.
Kontakt: Laborleiter Prof. Udo Markert (Email), Dr. Andre Schmidt (Email)
weitere Informationen: Projekt Plazenta-Toxikologie
Ethik-Votum: 2021_2221, Restprobenspende
Seneszenz (Alterung von Geweben und Organen)
Untersuchung von Seneszenzmarkern in der Plazenta zur Beantwortung der Frage, ob die plazentare Alterung Folge von oder Ursache für Schwangerschaftspathologien ist und ob es Unterschiede zwischen chronologischer und stressinduzierter Alterung der Plazenta gibt.
Kontakt: Prof. Tanja Groten (Email), Dr. Silke Große (Email)
weitere Informationen: Projekt Seneszenz
Ethik-Votum: 2021-2339, Restprobenspende
Optobiopsie
Im Projekt OptoBiopsie werden Plazenten kurz nach der Geburt mit einer hochaufllösenden Kamera fotografiert. Die Fotos sollen dabei helfen, eine automatische Erkennung der Plazenta-Oberfläche durch eine Software zu ermöglichen, um gleichartige Gewebetypen für toxikologische Tests entnehmen zu können und perspektivisch Tierversuche zu ersetzen. Außerdem werden diese Gewebetypen im Labor über längere Zeit kultiviert um Daten zu Vitalität und Reaktion in-vitro zu untersuchen.
Kontakt: Laborleiter Prof. Udo Markert (Email), Dr. Astrid Schmidt (Email)
weitere Informationen: Projekt Optobiopsie
Ethik-Votum: 2022-2777, Restprobenspende