Jena (UKJ/me). Dorina Lottes blickt voller stolz auf ihren Sohn Jean Louis, der am 29. Juli 2018 in der Klinik für Geburtsmedizin des Universitätsklinikums Jena (UKJ) zur Welt kam. Hinter ihr liegt eine anstrengende Zeit: Denn sie litt während der Schwangerschaft am sogenannten HELLP-Syndrom, auch bekannt als Schwangerschaftsvergiftung, die sich vor allem durch hohen Blutdruck, Luftnot und Übelkeit äußerte. Gleichzeitig blieb ihr nunmehr dritter Sohn im Mutterleib im Wachstum zurück und musste schließlich sechs Wochen zu früh per Kaiserschnitt geboren werden.
„Die Schwangerschaft wäre sonst zu einer lebensbedrohenden Gefahr für die Mutter und die weitere Entwicklung des Kindes geworden. Die mütterlichen Symptome und die Wachstumsverzögerung des Kindes wurden durch eine Durchblutungsstörung des Mutterkuchens verursacht“, weiß Dr. Tanja Groten, Oberärztin der Klinik für Geburtsmedizin am UKJ.
Die 36-jährige Mutter ist dankbar für die Betreuung am Thüringer Universitätsklinikum. „Ich hatte bereits meinen zweiten Sohn in Jena entbunden und würde mich immer wieder für das Universitätsklinikum Jena entscheiden. Beim gesamten Team habe ich mich wirklich in den besten Händen gefühlt, trotz Schwangerschaftskomplikationen. Auch das Team der Neonatologie hat tolle Arbeit geleistet.“
Dazu beigetragen habe auch, dass sie als Risikoschwangere ab der 20. Schwangerschaftswoche an der PETN-Studie teilgenommen hat, die seit einem Jahr läuft. Diese Studie soll Schwangeren mit einer Mangeldurchblutung des Mutterkuchens helfen, das Risiko für eine bedrohliche Unterversorgung des Kindes im weiteren Schwangerschaftsverlauf zu verringern. „Frau Lottes kam nach einem auffälligen Befund der Durchblutung des Mutterkuchens, die im Rahmen der feindiagnostischen Ultraschalluntersuchung entdeckt wurde, für die Studie infrage. Denn bei ihr zeigte sich eine unzureichende Durchblutung der Blutgefäße, welche die Gebärmutter versorgen. Das wiederum kann in 70 bis 80 Prozent der Fälle zu einer Wachstumsverzögerung des Kindes führen. Jean Louis wurde schließlich mit 1575 Gramm und 43 cm geboren und er entwickelt sich gut“, erklärt Groten, die Leiterin der klinischen Studie ist.
Die PETN-Studie, bei der Probandinnen entweder den Wirkstoff Pentaerythrityltetranitrat (PETN) oder das Placebo erhalten, läuft an insgesamt 14 Studienzentren in ganz Deutschland. Dr. Groten: „Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf der Studie und haben bereits 136 Patientinnen behandelt. Um Ergebnisse zu erzielen, die eine sichere Aussage zum Nutzen des Medikamentes machen zu können, müssen insgesamt 324 Patientinnen an der Studie teilnehmen. Im August hat erstmals das Überwachungsgremium getagt, das die Sicherheit der in der Studie behandelten Patientinnen sorgfältig überprüfte. Diese Prüfung wird künftig regelmäßig stattfinden. Das Überwachungsgremium hat keine Bedenken gegen den bisherigen Verlauf der Studie gefunden und bestätigt, das die Studie unverändert weiter laufen kann. Darüber freuen wir uns sehr, besonders da unsere Arbeit von unabhängigen Experten bestätigt wird. Wir wollen schließlich eine Behandlung finden, die allen Frauen in der Situation von Frau Lottes helfen kann. Ich bin überzeugt, dass dies gelingen wird.“
Dorina Lottes ist froh, dass sie sich für die Teilnahme an der Studie entschieden hat: „Das hat mir ein zusätzliches Gefühl von Sicherheit vermittelt. Denn meine Werte und die meines Babys wurden beobachtet und ich konnte mich jederzeit an das Studienteam wenden“, so ihr Fazit.
„Wir wissen natürlich nicht, ob Frau Lottes den Wirkstoff PETN oder das Placebo erhalten hat, konnten aber eine verbesserte Durchblutung des Babys feststellen und die Schwangerschaft bis in die 34. Schwangerschaftswoche erhalten“, sagt Groten.
Die zentralen Daten zum Gesundheitszustand des Kindes werden zur Geburt und nochmals ein Jahr danach erfasst und ausgewertet. Erst dann ist die Studie für Mutter und Sohn abgeschlossen. Dorina Lottes konnte die Geburtsmedizin Anfang August verlassen. „Ich wünsche mir, dass Jean Louis sich weiter so prima entwickelt und möchte jetzt die Zeit mit meiner Familie genießen.“
Kontakt Studienteam:
Ausführliche Informationen zur PETN-Studie: https://www.uniklinikum-jena.de/geburtsmedizin/petn.html
Kontakt:
PD Dr. med. Tanja Groten
Abteilung Geburtshilfe, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Jena
Tel: 03641/9 33563