AVENIR – Verbesserung der Versorgung von Sepsispatienten: Analyse von Versorgungspfaden, -erfahrungen und -bedarfen von Patienten mit und nach Sepsiserkrankung
Förderzeitraum: 09/2022-08/2025
Förderkennzeichen: 01VSF21031
Studienziel
Als Haupttodesursache von Infektionserkrankungen ist Sepsis mit etwa 20% aller weltweiten Todesfälle assoziiert. Da eine Sepsis bei jeder Grunderkrankung auftreten kann und oft unspezifische Erstsymptome aufweist, ist ihre notfallmäßige Behandlung eine interdisziplinäre und sektorenübergreifende Herausforderung. Jede Verzögerung von stationärer Einweisung, adäquater Diagnostik und leitliniengerechter Akuttherapie ist mit einer Erhöhung der Krankenhaussterblichkeit verbunden, die in Deutschland über dem Niveau anderer Industrienationen liegt. Jeder dritte Sepsisüberlebende leidet unter neuen kognitiven, psychischen oder physischen Folgeerkrankungen, für die es bisher an spezifischen Behandlungs- und Nachsorgekonzepten fehlt.
Ziel des Projekts AVENIR ist die Verbesserung der Sepsisversorgung durch ein verbessertes Verständnis der Patientenpfade und subjektiver Versorgungserfahrungen und -bedarfe entlang des gesamten Versorgungspfades bei bzw. nach Sepsis. Darauf basierend sollen unter enger Patientenbeteiligung konkrete Empfehlungen zur Versorgungsorganisation erstellt und Patienteninformationsmaterialien entwickelt werden.
Teilprojekte des Instituts für Allgemeinmedizin
Teilprojekt A: Routinedatenanalyse
Für die retrospektive Kohortenstudie werden deutschlandweite Daten von Versicherten der AOK (bereitgestellt über das Wissenschaftliche Instituts der AOK, WIdO, als sogenannte WIdO-Daten), die in den Jahren 2016-2020 mit einer Sepsis stationär behandelt wurden, herangezogen. Die Daten der selektierten Studienpopulation stehen für eine einjährige Vor- und eine zweijährige Nachbeobachtung zur Verfügung.
In unserem Teilprojekt analysieren wir im Detail (1) den Weg in die stationäre Versorgung bei Patienten mit ambulant-erworbener Sepsis und (2) die Versorgung der Sepsisüberlebenden nach Entlassung aus dem Krankenhaus. Dabei werden jeweils definierte Versorgungsindikatoren sowie die Kosten der Versorgung in festgelegten Zeiträumen erfasst.
Teilprojekt C: Versorgerperspektive - Qualitative Erhebung
Für die Erfassung der Versorgungspfade und -erfahrungen aus Versorgerperspektive wird eine qualitative Erhebung mittels leitfadengestützter Experteninterviews und interdisziplinären sowie interprofessionellen Fokusgruppen durchgeführt. Hierfür ist angedacht, in der Versorgung tätige Fachkräfte wie Rettungsmitarbeiter, Pflegekräfte, Therapeuten und Ärzte, die in die präklinische, stationäre und poststationäre Behandlung von Sepsispatienten involviert sind, zu befragen. Die zu klärenden Fragestellungen dieses Teilprojektes lauten: (1) Welche Herausforderungen, Best-Practice Beispiele und Defizite gibt es in der Akut- und Langzeitversorgung nach Sepsis, insbesondere bei Übergängen zwischen den Sektoren? (2) Welche Faktoren spielen bei Erkennung/adäquater Versorgung von Sepsis eine Rolle? Was trägt zu frühzeitiger, was zu verspäteter Erkennung bei? (3) Inwiefern können aus den Ergebnissen konkrete Optimierungsvorschläge für die Versorgung mit und nach Sepsis abgeleitet werden?
Projektteam
Kooperationspartner
- Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene (IIMK), Universitätsklinikum Jena: Dr. C. Fleischmann-Struzek (Projektleitung, Konsortialführung)
- Universitätsklinikum Jena, Institut für Medizinische Statistik, Informatik und Dokumentation (IMSID): Prof. Dr. P. Schlattmann
- Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Universität Magdeburg: apl. Prof. Dr. E. Swart
- Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO), Berlin: Christian Günster
- Sepsis Stiftung, Berlin: Prof. Dr. Konrad Reinhart