Chronisch verlaufende Depression in der Primärversorgung
Eine Querschnittserhebung zum diagnostischen und therapeutischen Vorgehen von Hausärzt:innen
Depressive Störungen nehmen mit einer Punktprävalenz von ca. 11% eine wichtige Rolle in der Primärversorgung ein. Bei mindestens 50% der Fälle tritt nach der Ersterkrankung wenigstens eine weitere depressive Episode auf. Fast 2/3 aller Betroffenen werden ausschließlich hausärztlich behandelt. Während die Studienlage zur unipolaren depressiven Episode umfassend ist, weiß man wenig über die empfohlene und tatsächliche Behandlung von Patient:innen mit chronisch verlaufender Depression in der Hausarztpraxis. Routinedatenanalysen zufolge werden nur etwa 12% der Patient:innen mit chronisch verlaufender Depression entsprechend der Leitlinienempfehlung (Kombinationstherapie oder stationär) behandelt (Faktencheck Depression: Bertelsmann-Stiftung 2014). Die Dauer der medikamentösen Erhaltungstherapie für Patient:innen mit rezidivierend oder chronisch verlaufenden Depressionen scheint nicht wesentlich länger zu sein als für Patient:innen, die sich nach erstmalig dokumentierter depressiver Episode im Stadium der Remission befinden. Vielmehr könnte die Länge der medikamentösen Erhaltungstherapie stärker von bestimmten patient:innenbezogenen Faktoren abhängen (Piek et al. 2014. Maintenance use of antidepressants in Dutch general practice: non-guideline concordant. PLoS One).
Studienziel
Eine anonyme schriftliche Befragung soll Hinweise darauf geben, ob und wenn ja, inwiefern Hausärzt:innen (HÄ) in ihrem therapeutischen Vorgehen zwischen Patient:innen mit chronisch verlaufender Depression und Patient:innen mit erstmalig aufgetretener depressiver Episode unterscheiden. Auch soll ermittelt werden, welche patient:innenbezogenen Faktoren (Alter, Komorbidität etc.) für die Behandlung chronisch depressiver Patient:innen relevant sind.
Methoden
Eine erste explorative schriftliche Befragung von 1000 zufällig ausgewählten niedergelassenen Hausärzt:innen (FÄ für Allgemeinmedizin und hausärztlich tätige Internist:innen aus Deutschland). Statistisch-deskriptive Analyse der hausärztlichen Angaben.
Projektteam
Kooperationspartner
- Prof. Dr. Jochen Gensichen, (ehemals Institut für Allgemeinmedizin Jena)
- Prof. Dr. Thomas Kühlein (Allgemeinmedizinisches Institut am Universitätsklinikum Erlangen)
Publikationen
Eigene Artikel
- Wolf F*, Freytag A*, Schulz S, Lehmann T, Schaffer S, Vollmar HC, Kühlein T, Gensichen J. German general practitioners’ self-reported management of patients with chronic depression. BMC Psychiatry. 2017;17(1):401. *contributed equally [PDF]
Kongresse
- Wolf F, Freytag A, Schulz S, Gensichen J, editors. Improving chronic depression care in general practice (Vortrag). European General Practice Research Network; 2016 12.-16.10.2016; Leipzig.
- Wolf F, Freytag A, Schulz S, Lehmann T, Schaffer S, Kühlein T, Gensichen J. Hausarztbefragung zur Versorgung von Patienten mit chronischer Depression: Hinweise auf regionale Unterschiede (Poster). 50 Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin; 30.09.-02.10.2016; Frankfurt am Main. [Poster]
- Wolf F, Freytag A, Schulz S, Lehmann T, Kühlein T, Gensichen J. Managing patients with chronic depression in primary care (Vortrag). WONCA Europe 2016 Conference; 15.-18.06.2016; Kopenhagen, Dänemark.
- Wolf F, Freytag A, Schulz S, Lehmann T, Kühlein T, Gensichen J. Chronic depression care in general practice (Vortrag). European General Practice Research Network; 20.-24.05.2016; Tel Aviv, Israel.
- Wolf F, Freytag A, Gensichen J. Chronische oder wiederkehrende Depression in der Primärversorgung – Eine Querschnittserhebung zum diagnostischen und therapeutischen Vorgehen von Hausärzten (Vortrag). DGPPN Kongress 2015; Schwerpunkt Hausarztpraxis; 25.-28.11.2015; Berlin.