Jena (UKJ/ac). Fremde Menschen in weißen Kitteln, unbekannte Geräusche und der Geruch nach Desinfektionsmittel: Für viele Kinder ist ein Krankenhaus ein unbekannter Ort – der verunsichern kann. Besonders operative Eingriffe wie die Entfernung der Polypen oder der Gaumenmandeln – die häufigsten Operationen im Kindesalter – lösen bei jungen Patientinnen und Patienten Angst aus. Solche Ängste können die Beschwerden nach dem Eingriff nachweislich verstärken. Deshalb untersuchten Expertinnen des Instituts für Psychosoziale Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie, der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin sowie der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Jena (UKJ) den Einfluss einer Hypnose-Audio-Intervention auf das Wohlbefinden, die Angst vor und während dieser Operationen sowie die Schmerzen danach. Grundlage der Intervention war ein in einer früheren Studie entwickelter Comic, der Kindern in altersgerechter Sprache und mit der Figur des Äffchens Manchu die Abläufe rund um die Narkose erklärt. In der aktuellen Studie wurde dieser Comic durch eine zusätzlich eingesprochene Hypnose-Audio-Intervention ergänzt, in der die Operation als Reise ins Weltall beschrieben wird. In die Studie eingeschlossen wurden insgesamt 64 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren, die abgesehen von den vergrößerten Polypen oder Gaumenmandeln gesund waren.
Wohlbefinden, Ängste und Schmerzen im Fokus
„Mit der Hypnose-Audio-Intervention möchten wir die Abläufe kindgerecht erklären und die Bewertung des Eingriffs positiv beeinflussen“, so Hypnose-Forscherin PD Dr. Barbara Schmidt. Deshalb hörten die Kinder bei der akustischen Entdeckungstour zum Traumplaneten Begriffe wie Traumrakete statt Patientenbett, Raketenstarthelfer statt Pflegepersonal oder Traummilch statt Medikament. „Dadurch sollen die Kinder und ihre Eltern die Operation als ein aufregendes Abenteuer wahrnehmen“, erklärt Barbara Schmidt. 34 Kinder bereiteten sich mit der Hypnose-Audio-Intervention zusätzlich zum Comic auf die Operation vor, während 30 Kinder in der Kontrollgruppe ausschließlich den Comic im Rahmen der Aufklärung am Tag vor dem Eingriff erhielten.
Zu verschiedenen Zeitpunkten wurde das subjektive Wohlbefinden der Kinder, die Ängste der Kinder und ihrer Eltern und die Schmerzen der Kinder mittels standardisierter Verfahren selbst oder fremd beurteilt:
- Subjektives Wohlbefinden der Kinder am Tag vor der Operation: Selbsteinschätzung mit Gesichterskala (Subjective Units of Distress, SUD)
- Subjektives Wohlbefinden der Kinder nach der Operation: Selbsteinschätzung mit Gesichterskala (Subjective Units of Distress, SUD)
- Ängste der Eltern vor der Operation: Selbsteinschätzung mit Fragebogen am Tag der OP (State-Trait-Anxiety Inventory, STAI‐State)
- Ängste der Kinder während der Operation: Fremdeinschätzung durch Mediziner in Schleuse und beim Aufsetzen der Narkose-Maske (modifizierten Version der Yale Preoperative Anxiety Scale, mYPAS‐SF)
- Schmerzen der Kinder nach der Operation: Selbsteinschätzung der Kinder durch Ankreuzen einer Gesichterskala bei Anruf am Tag nach der Operation (QUIPS‐infant)