Jena (UKJ/me). Morgen ist nicht nur kalendarischer Sommeranfang, sondern auch der „Tag des Sonnenschutzes“. Passend dazu steigen die Temperaturen. Umso wichtiger sind Schutz und Pflege unseres größten Organs – der Haut. „Denn jeder Sonnenbrand schädigt die Haut und kann das Risiko für hellen und dunklen Hautkrebs steigern“, weiß Prof. Dr. Mario Fabri, Direktor der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Jena (UKJ). Im Interview erklärt der Experte für Dermatologie, wie die Haut optimal geschützt wird.
Was sind die wichtigsten Sonnenschutzmaßnahmen?
Allgemein gilt, dass textiler Sonnenschutz am wichtigsten ist, also gerade im Sommer sollte entsprechende Kleidung getragen werden. Außerdem sollten wir die starke Mittagssonne meiden und bei Outdoor-Aktivitäten entsprechend Sonnencreme anwenden. Richtige Sonnenschutzmaßnahmen sind insbesondere für Kinder wichtig. Trotzdem darf dies Kinder auf keinen Fall davon abhalten, draußen zu spielen.
Was wird häufig vergessen oder unterschätzt?
Es gibt bestimmte Basismaßnahmen. Wir sollten auf einen Lichtschutzfaktor über 50 achten und, was leider immer wieder vergessen wird, reichlich auftragen und nicht an Sonnencreme sparen. Eine Faustregel besagt, dass man insgesamt etwa sieben gehäufte Teelöffel für den Körper braucht: einen pro Arm, einen für das Gesicht und den Nacken, einen pro Bein, einen für den Oberkörper vorne und einen für den Rücken. Generell sollte jede Hautpartie, die der Sonne ausgesetzt ist, eingecremt werden. Hautpartien wie Ohren oder Fußrücken werden leider häufig vergessen. Regelmäßiges Nachcremen ist vor allem auch nach dem Baden sinnvoll.
Cremes oder Spray, gibt es hier Empfehlungen?
Der Markt an Produkten ist riesig und entsprechend die Diskussion. Mineralische und nicht mineralische Produkte haben Vor- und Nachteile. Deshalb: verwenden Sie das, was Sie auch selbst als angenehm und praktikabel empfinden. Es ist nicht hilfreich, wenn sich Kinder beispielsweise nicht eincremen lassen, weil sie die verwendete Sonnencreme ablehnen. Im Gesicht ist generell ein nicht zu fettiger Schutz ratsam. Beachten sollte man die Haltbarkeitsangabe. Mit den Monaten können Sonnencremes und Co. ihre Wirksamkeit verlieren, also besser für den nächsten Sommer wieder für frischen Sonnenschutz sorgen.
Welche Folgen kann mangelnder Sonnenschutz haben?
Zwei wesentliche Dinge passieren: erstens steigt das Hautkrebsrisiko sowohl für weißen als auch schwarzen Hautkrebs. Beim weißen Hautkrebs wissen wir, je mehr wir UV-Licht ausgesetzt sind, desto mehr DNA-Mutationen treten auf. Beim schwarzen Hautkrebs ist davon auszugehen, dass weltweit ca. 80 Prozent der Fälle durch UV-Licht mitbedingt sind. Zweitens begünstigt UV-Licht die Hautalterung. Die Einwirkung von UV-Strahlung in der Kindheit wirkt sich meist erst im fortgeschrittenen Alter aus. Die Haut hat diesbezüglich ein gutes Gedächtnis.
Weißer Hautkrebs gilt als die häufigste Krebsart in Deutschland. Woran erkenne ich diesen?
Man sieht, dass die Haut unregelmäßig und rau wird. Das kann sich vor allem dort zeigen, wo viel Sonne hingelangt, etwa in Gesicht, Nacken, Rücken, aber genauso auf unbehaarter Kopfhaut. Deshalb empfiehlt es sich, im fortgeschrittenen Alter zum Hautcheck zu gehen. Früh erkannt, wird der weiße Hautkrebs nicht lebensbedrohlich und kann gut kontrolliert werden, während im fortgeschrittenem Stadium das Risiko für Metastasen steigt. Unsere Therapiemöglichkeiten bei frühen Formen reichen hier von der Behandlung mit speziellen Cremes, Vereisen, chirurgischer Behandlung bis zur Photodynamischen Therapie. Bei der Photodynamischen Therapie werden veränderte Zellen gezielt mit einem lichtempfindlichen Wirkstoff beladen und dann mit Hilfe von Licht zerstört. Noch ein Blick in die Zukunft: es gibt bereits sehr gute wissenschaftliche Konzepte zur KI-basierten Hautkrebserkennung. Ich gehe davon aus, dass die KI uns zukünftig flächendeckend in der Routine helfen wird, eine bessere Hautkrebsvorsorge anbieten zu können.