Jena (UKJ/kbo). Noch ist es ein bisschen ungewohnt für Mutter Noria Sadeghi, alle drei Babys auf einmal auf ihrem Schoß zu halten. Denn die zarten Geschöpfe sind noch so klein und umgeben von Schläuchen und Klebchen, dass sie noch besonders vorsichtig mit ihnen ist. Es ist erst gut zwei Wochen her, dass die Drillinge Wahab, Sadaf und Narin auf die Welt kamen. Nach 30 Wochen im Mutterleib war es am Montag, 19. Mai, Zeit, auf die Welt geholt zu werden: per Kaiserschnitt innerhalb von drei Minuten in der Klinik für Geburtsmedizin des Universitätsklinikums Jena (UKJ). Es war die erste Drillingsgeburt dieses Jahres am UKJ.
Als erstes kam Wahab mit 1.650 Gramm Geburtsgewicht und 39 Zentimetern um 10.53 Uhr auf die Welt, dann folgten seine zwei Schwestern Sadaf mit 1.350 Gramm und 38 Zentimetern um 10.54 Uhr und zuletzt Narin mit 930 Gramm und 33,5 Zentimetern um 10.55 Uhr. Der Eingriff war minutiös geplant, wie Professor Ekkehard Schleußner, Direktor der Klinik für Geburtsmedizin, berichtet. „Damit die Kinder trotz früher Schwangerschaftswoche unter optimalen Bedingungen auf die Welt kommen konnten.“ Drillinge sind immer Frühgeborene. Die Geburt sollte daher nur in einem Perinatalzentrum stattfinden, das höchsten Anforderungen entspricht und genügend Ressourcen aufbringt, drei Frühgeborene gleichzeitig ärztlich und pflegerisch zu versorgen – so wie am UKJ.
Das Gewicht der Kinder zeigt schon: Nicht alle drei haben sich gleich gut entwickelt. „Der Junge hatte eine eigene Plazenta, die beiden Mädchen mussten sich eine teilen. Das ist soweit nicht ungewöhnlich, aber bei den Mädchen kam eine Komplikation dazu: Die Kleinere, Narin, war durch eine besondere Lage ihrer Nabelschnur nicht voll von der Plazenta versorgt. Daher der Gewichtsunterschied“, erklärt Schleußner. „Wir mussten also täglich überprüfen, wie sich Narin entwickelt und ob wir eingreifen müssen. Das war technisch durchaus anspruchsvoll, da wir das bis zur 24. Schwangerschaftswoche nur mittels Ultraschall kontrollieren konnten. Dafür braucht es Spezialisten.“ Schleußner kam daher oft selbst täglich, auch am Wochenende, in die Klinik und nahm diese Untersuchungen vor. „Die Mutter hat aber ganz toll mitgemacht und hat mit ihrer Ruhe dazu beigetragen, dass wir die Kinder solange wie möglich im schützenden Mutterleib lassen und so den Kaiserschnitt unter optimalen Bedingungen organisieren konnten“, lobt der erfahrene Geburtsmediziner die Mutter Noria Saghedi. Gut zwei Monate verbrachte die 27-Jährige in der Klinik, bis die Drillinge geholt wurden.
Nach der Geburt kamen die Kinder direkt auf die Neonatologie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Wie bei Frühgeborenen häufig, benötigten die drei Geschwister zunächst noch Atemunterstützung. „Die Kinder entwickeln sich aber gut“, sagt Professor Hans Proquitté, Leiter der Sektion Neonatologie am UKJ. Er rechnet damit, dass die Drillinge noch sechs bis sieben Wochen in der Neonatologie bleiben. Solange kommen die Eltern aus Erfurt täglich zu Besuch nach Jena, um ihre Kinder zu kuscheln, zu wickeln und zu füttern. Und wenn ihr Mann Shafi Sadeghi (30) nicht freinehmen kann, muss es für die frisch gebackene Mutter auch mal ohne den Papa der Drillinge gehen. Der freut sich aber unheimlich über seinen Nachwuchs. „Wir haben uns immer Kinder gewünscht. Dass es nun drei auf einmal wurden, damit haben wir nicht gerechnet. Aber wir freuen uns über jedes einzelne Kind“, berichtet Shafi Sadeghi. „Und ich freue mich, dass wir die Kinder trotz der Komplikationen so gut durchgebracht haben. So konnten wir ein bisschen was zurückgeben. Denn Vater Shafi hat als Helfer unsere Deutschen Soldaten in Afghanistan unterstützt“, sagt Schleußner.