Erfurt/Jena. Wie neue Qualitätsdaten des Krankenhausspiegels Thüringen zeigen, erreichen die Krankenhäuser im Freistaat ausgezeichnete Ergebnisse in der Frauenheilkunde. Zahlreiche Schaubilder zu den Behandlungsgebieten Brustkrebs und Gynäkologische Operationen belegen, dass Thüringer Kliniken im bundesweiten Vergleich hier besonders gut abschneiden. Außerdem wurden im Krankenhausspiegel, der von der Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen veröffentlicht wird, medizinische Qualitätsergebnisse aus vielen weiteren Gebieten von Geburtshilfe bis Hüft- und Kniegelenkersatz aktualisiert (www.krankenhausspiegel-thueringen.de).
Die aktuell im Krankenhausspiegel Thüringen veröffentlichten Qualitätsdaten belegen in den Bereichen Brustkrebs-Operationen und Gynäkologische Operationen einen sehr hohen Qualitätsstandard der Thüringer Krankenhäuser. Wie die neuen Zahlen zeigen, liegt Thüringen dabei häufig sogar über dem Bundesdurchschnitt. Die Kliniken mit gynäkologischer Abteilung im Land führen diese Operationen auf höchstem medizinischen Niveau durch.
Gynäkologische Operationen: Qualität im bundesweiten Vergleich ganz oben
Thüringen liegt im Bereich der gynäkologischen Operationen bei der Mehrzahl der im Krankenhausspiegel dargestellten Qualitätsmerkmale im bundesweiten Vergleich weit vorne. Ein Beispiel: Nach der Entfernung von krankhaften Zysten oder Myomen an einem oder beiden Eierstöcken soll das entnommene Gewebe sofort im Labor untersucht werden. Dies ermöglicht erst eine sichere Diagnose, ob es sich um gut- oder bösartige Veränderungen handelt, was vor der Operation nicht immer eindeutig festzustellen ist. In jedem deutschen Krankenhaus, das gynäkologische Operationen durchführt, sollte das der Standard sein, und bundesweit geschieht es tatsächlich in 99 Prozent aller Eingriffe. In Thüringen wird dieser Wert sogar noch getoppt, hier sind es 99,5 Prozent – ein Beleg für hervorragende medizinische Qualität, von der im Jahr 2022 fast 770 Thüringerinnen profitierten.
Thüringen hält auch einen sehr hohen Qualitätsstandard bei der operativen Entfernung von Eierstöcken ein. Sofern keine Krebsdiagnose vorliegt, sollte eine beidseitige Entfernung der Ovarien vermieden und bei Frauen unter 45 Jahren sogar gänzlich darauf verzichtet werden. Denn ein solcher radikaler Eingriff bedeutet nicht nur den Verlust der Fruchtbarkeit, er erhöht auch das Risiko für früher einsetzende Wechseljahre, Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Brustkrebs und Demenz, wie Studien belegen. Jede beidseitige Entfernung der Eierstöcke bei Patientinnen unter 45 Jahren – in Thüringen betraf dies immerhin fast 1.000 Frauen – wird daher von einem Fachgremium genau geprüft und muss von dem Krankenhaus, das den Eingriff durchführte, sehr gut begründet werden. Die Rate an begründeten Operationen ist bundesweit schon hoch (99,3 Prozent), in Thüringen im Verhältnis aber noch höher (99,6 Prozent). Auch dies zeigt, dass Thüringer Krankenhäuser im bundesweiten Vergleich jederzeit mithalten können und häufig sogar noch etwas besser sind.
Bei Brustkrebs-OPs in allen Qualitätskriterien besser als der Bundesdurchschnitt
Bei Brustkrebs-Operationen sind die Thüringer Ergebnisse ebenfalls sehr erfreulich – hier schneiden die Krankenhäuser im Land bei allen acht gemessenen Qualitätskriterien noch etwas besser ab als der ohnehin schon gute Bundesdurchschnitt – etwa bei der Entnahme und Untersuchung des so genannten Wächter-Lymphknotens im Zuge einer Brustkrebs-Operation. Die Untersuchung gibt Hinweise darauf, ob sich Tumorzellen über das Lymphsystem bereits im Körper ausgebreitet haben; der Befund hat Einfluss auf die Planung der anschließenden Therapie. Früher war es üblich, während der Operation oft zehn oder mehr Lymphknoten zu entfernen und zu untersuchen. Studien haben jedoch gezeigt, dass die Entfernung des Wächter-Lymphknotens in der Achsel ausreichend ist, sofern zuvor durch Abtasten und Ultraschall kein Befall weiterer Achsel-Lymphknoten festgestellt wurde. Damit wird den Patientinnen eine größere und stärker belastende Operation erspart und das Risiko für ein Lymphödem verringert. In Thüringen wurde in 97,8 Prozent aller dafür in Frage kommenden Brustoperationen so verfahren, der Bundesdurchschnitt ist mit unter 97 Prozent niedriger.
Stellt sich einige Zeit nach einer Brustoperation heraus, dass das bösartige Tumorgewebe doch nicht vollständig entfernt werden konnte, wird eine Nach-Operation („Nachresektion“) notwendig. Dies lässt sich nie komplett verhindern, doch sollte die Nachresektionsrate eines Krankenhauses möglichst gering sein. Während bundesweit 10,7 Prozent aller Patientinnen nachoperiert werden mussten, ist die Rate in Thüringen mit 8,1 Prozent deutlich besser – auch dies ein Beleg für die hohe Qualität der Thüringer gynäkologischen Kliniken.
Aktuelle Versorgungssituation und künftige Herausforderungen
Die frauenärztliche Versorgung in Thüringen ist gut organisiert und in allen Regionen derzeit ausreichend angeboten. Das Bundesland Thüringen verfügt derzeit über acht zertifizierte Brustkrebszentren, drei gynäkologische Tumorzentren und drei perinatologische Zentren Level 1. Die aktuellen gesellschaftlichen und demographischen Veränderungen machen eine umfassende ambulante und stationäre Versorgung jedoch immer schwieriger. Die Frauenheilkunde hat ein großes ambulantes Potential von bis zu 30 Prozent. Es müssen mehr Anstrengungen unternommen werden, um eine sektorenübergreifende Betreuung zwischen Klinik und Praxis einfacher und effektiver zu gestalten. Eine moderne personalisierte Medizin für alle Frauen in Thüringen wird zukünftig nicht in jedem Krankenhaus ohne Spezialisierung möglich sein. Trotz vieler Anstrengungen fehlt, wie in ganz Deutschland, immer mehr qualifiziertes ärztliches und fachpflegerisches Personal. Politik und Fachvertreter des Gesundheitswesens müssen zukünftig neue Wege suchen, um allen betroffenen Frauen einen zeitlich und räumlich akzeptablen Zugang zu spezialisierten Einrichtungen zu gewährleisten.
Aktuelle Entwicklungen im Bereich der Gynäkologie
Im Bereich der gynäkologischen Operationen ist die breite Anwendung minimal-invasiver bzw. endoskopischer Operationstechniken ein Qualitätsindikator, denn diese Techniken führen für die Patientinnen, insbesondere für adipöse und ältere, zu weniger Schmerzen, weniger Blutverlust, weniger Wundheilungsstörungen usw. und damit zu einer kürzeren Erholungsphase sowie einer schnelleren Wiedereingliederung in den Alltag und ins Berufsleben. Da man die besten Ergebnisse bei Harninkontinenz und Genitalsenkung bei der Erstoperation erreichen kann, ist hierbei auch die primäre operative Strategie entscheidend, um Folgeoperationen zu vermeiden, wie sie nach klassischen Operationsverfahren leider häufiger vorkommen. Die Behandlung von Patientinnen mit gynäkologischen Krebserkrankungen wird immer individueller und präziser auf den jeweiligen Tumor abgestimmt. So kann durch die Hinzunahme molekularer Marker in die Risikoeinschätzung bei Patientinnen mit Gebärmutterschleimhautkrebs schon vor der definitiven Operation eine Über- bzw. Untertherapie vermieden werden. Beim Gebärmutterschleimhaut- und Eierstockkrebs haben insbesondere neue Antikörper- und Immuntherapien zu einer Verbesserung des rückfallfreien und auch des Gesamt-Überlebens um bis zu 70 Prozent geführt.
Aktuelle Entwicklungen im Bereich der Brustkrebs-Therapie
In der Therapie von Brustkrebs können durch das frühzeitige Erkennen und eine zügige Abklärung der Art der vorliegenden Brustkrebserkrankung die Voraussetzungen für eine schonende operative und medikamentöse Therapie geschaffen werden. Diese wird dann individuell und nach Besprechung im Tumorboard sowie mit der betroffenen Patientin angeboten, angepasst und umgesetzt. Neben den herkömmlichen verschiedenen Chemotherapien kommen neueste medikamentöse Therapien schnell zum Einsatz. Durch die neuen Medikamente ist es schließlich möglich, die Chemotherapie zu reduzieren und zum Teil ganz auf diese zu verzichten. Alle Maßnahmen zusammen können ein längeres Leben mit Brustkrebs bewirken.
Krankenhausspiegel mit neuen Qualitätsergebnissen aus weiteren Behandlungsgebieten
Neben den Rubriken Brustkrebs-Operationen und Gynäkologische Operationen präsentiert der Krankenhausspiegel Thüringen aufschlussreiche vergleichende Qualitätsdaten aus zahlreichen weiteren häufigen Behandlungsgebieten wie Geburtshilfe, Herzkatheter-Behandlungen, Herz-Operationen, Hüft- und Kniegelenkersatz oder Lungenentzündung in leicht verständlichen Schaubildern und Texten. Die Schaubilder werden jährlich aktualisiert und zeigen die neuesten verfügbaren Daten. Ergänzt werden sie durch Erläuterungen zu den Erkrankungen sowie den Diagnose- und Therapiemöglichkeiten des jeweiligen Behandlungsgebiets. Weitere Themen wie Schlaganfall-Versorgung, Psychische Gesundheit, Versorgung von Krebspatienten sowie ausführliche Porträts aller Krankenhäuser mit ihren aktuellen Kontaktdaten runden das Informationsangebot ab. Neu ist in diesem Jahr zudem die Rubrik „Sepsis/Blutvergiftung“, die in Zusammenarbeit mit dem am Universitätsklinikum Jena angesiedelten Deutschen Qualitätsbündnis Sepsis entstanden ist. Die neue Rubrik informiert über einen der wichtigsten lebensbedrohlichen Notfälle, der aber oft zu spät erkannt oder nicht ernst genommen wird. Nur eine sofortige Behandlung im Krankenhaus kann einen schweren oder gar tödlichen Verlauf verhindern.
Umfassende Informations- und Vergleichsmöglichkeiten über die Thüringer Krankenhäuser
Den Thüringer Bürgerinnen und Bürgern bietet der Krankenhausspiegel damit umfassende Informations- und Vergleichsmöglichkeiten über die Krankenhäuser in Thüringen, ihre Leistungen und ihre Behandlungsqualität. Vor einer stationären Behandlung lassen sich auf diese Weise viele Informationen gewinnen, die bei der Auswahl des Krankenhauses und bei der Vorbereitung des Arztgesprächs helfen können.
Weitere Informationen unter: www.krankenhausspiegel-thueringen.de