23.04.2020
Neurologische Erkrankungen bleiben auch in Pandemie-Zeiten oft gefährlich
Schnelle Aufnahme ist wichtigstes Kriterium für erfolgreiche Behandlung / Umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen minimieren Infektionsrisiko
Die Mitarbeiter der Klinik für Neurologie (hier im Archivbild) kümmern sich weiterhin um alle Patienten mit plötzlich auftretenden neurologischen Problemen – nun allerdings mit verschärften Sicherheitsvorkehrungen.
Jena (UKJ). Im Rahmen der Covid-19-Pandemie musste die Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Jena (UKJ) den ambulanten, teilstationären und stationären Betrieb auf ein Minimum reduzieren. „Durch umfangreiche Anpassungen zum Infektionsschutz ist das Risiko, sich im UKJ mit dem Coronavirus zu infizieren, praktisch nicht vorhanden“, betont Prof. Otto Witte, Direktor der Klinik für Neurologie. Durch diese Maßnahmen sind nun ambulante, teilstationäre und stationäre Vorstellungen auch von Patienten aus Risikogruppen, wie von älteren Patienten oder Patienten mit Autoimmunerkrankungen, wieder problemlos möglich – wenn auch unter bestimmten Sicherheitsvorkehrungen. Dazu zählt, dass die Termindichte verringert wurde, persönliche Kontakte auf das Nötigste minimiert wurden und Schutzmasken sowie Händedesinfektionsmittel zum Einsatz kommen. Außerdem werden sowohl Mitpatienten als auch Klinikmitarbeiter routinemäßig auf eine Infektion getestet.
Bei plötzlichen Funktionseinschränkungen sofort in die Notaufnahme
Plötzlich auftretende neurologische Symptome wie Sprachstörungen, Lähmungen, Taubheitsgefühle, Schwindel, Sehstörungen oder starke Kopfschmerzen können Hinweis auf einen Schlaganfall sein. „Um zu vermeiden, dass Funktionen dauerhaft eingeschränkt bleiben, müssen Sie sofort den Notarzt rufen oder in die Notaufnahme kommen, auch wenn diese Symptome wieder verschwinden“, so Prof. Witte. In der Notaufnahme haben Patienten keinen näheren Kontakt zu anderen Patienten und damit auch kein Risiko einer Infektion. „Die schnelle Aufnahme auf einer Schlaganfallstation innerhalb von sehr wenigen Stunden ist die wichtigste Voraussetzung, um solche Symptome mit dem größten Erfolg behandeln zu können.“
Notwendigkeit einer frühen Diagnose und Behandlung neurologischer Erkrankungen
Der Faktor Zeit spielt bei neurologischen Erkrankungen eine entscheidende Rolle, so Prof. Witte: „Bitte denken Sie daran, dass eine frühe Diagnose und frühe Behandlung bei neurologischen Erkrankungen wie z.B. der Multiplen Sklerose, der Parkinsonerkrankung oder Gedächtnisstörungen enorm wichtig sind.“ Viele neurologische Erkrankungen wie epileptische Anfälle, die Multiple Sklerose, Muskelerkrankungen oder die Parkinsonkrankheit verschlechtern sich unumkehrbar ohne eine adäquate Therapie und Therapiekontrolle. So werden auch komplizierte Behandlungen wie Botulinumtoxinbehandlungen oder Einstellungen an Pumpen oder Tiefenhirnstimulationen wieder vorgenommen.
Immuntherapien während der Covid-19-Pandemie
Die wichtigen Immuntherapien sollen prinzipiell auch trotz der Pandemie weitergeführt werden, um einer Verschlechterung der Erkrankungen oder neuen Krankheitsschüben vorzubeugen. Diese Therapieentscheidungen, insbesondere in welcher Form die hochwirksamen Infusionstherapien und die oralen Immuntherapien weitergeführt werden, wird mit jedem Patienten unter Berücksichtigung der individuellen Krankheitssituation, des Immunstatus sowie der Infektionslage gesondert besprochen.
Neurologische Vorstellungsmöglichkeiten
Ambulante Vorstellungen: Patienten, die wegen nicht plötzlich aufgetretener neurologischer Symptome oder Erkrankungen in Behandlung sind, in Behandlung treten wollen oder an einer Zweitmeinung interessiert sind, sollten einen ambulanten Termin vereinbaren. Bei der telefonischen Terminvergabe wird gemeinsam mit dem Patienten entschieden, ob eine ambulante Vorstellung notwendig ist oder eine Beratung per Telefon oder mit Video am Computer ausreicht.
Dafür nutzen Patienten bitte die Telefonnummer der allgemeinen neurologischen Ambulanz: Tel. 03641-9323450.
Teilstationäre Vorstellungen sind wieder möglich. Termine werden unter folgender Telefonnummer vergeben: Tel. 03641-9323470.
Stationäre Aufnahmen: Alle Patienten werden bei ihrer stationären Aufnahme auf das Coronavirus getestet und bis zum Erhalt des negativen Ergebnisses möglichst in einem Einzelzimmer behandelt. Das minimiert das Risiko auch für Patienten aus Risikogruppen, wie ältere Patienten oder Patienten mit Autoimmunerkrankungen, sich während des stationären Aufenthaltes zu infizieren und gibt ihnen zudem Sicherheit, das Coronavirus nicht selbst zu tragen. Termine werden unter folgender Telefonnummer vergeben: Tel. 03641-9323415.